Im Jahr 1905 unter dem Namen Fairplay Schleppdampfschiffs-Reederei Richard Borchard gegründet, zählt die Fairplay Towage Group heute zu den führenden Schleppunternehmen Europas.
Fotos: FAITPLAY TOWAGE GROUP
Mit dieser Philosophie ist das Unternehmen in den vergangenen 117 Jahren gut gefahren. Inzwischen ist man seit dem Zusammenschluss von Fairplay Towage und Bugsier im Jahr 2017 in 29 europäischen Häfen präsent: unter anderem in Hamburg, Rotterdam und Antwerpen, aber auch in Bremen, Bremerhaven, Brake, Nordenham und Wilhelmshaven sowie in Rostock, Wismar und Mukran. Ebenso ist die Gruppe in den polnischen Häfen Gdynia, Swinemünde und Stettin vertreten. Von diesen und zahlreichen weiteren Standorten aus bietet Fairplay Towage seine maritimen Dienstleistungen weltweit mit insgesamt 105 Schleppern an, die dank ihrer leistungsstarken Antriebsanlagen mit bis 5.500 Kilowatt und einem Pfahlzug von bis zu 105 Tonnen für die unterschiedlichsten Anforderungen geeignet sind.
Zahlreiche Lösungen unter einem Dach
Das Rückgrat der Gruppe bilden die Seeschiffsassistenz, der Offshore-Service, die Long-Distance-Verschleppungen und der Küstenschutz. Im Zuge der Schiffsassistenz werden mit einem oder mehreren Schleppern Schiffe jeglicher Art – vom Containerschiff über den Massengutfrachter bis zum Großtanker – sicher im Hafen manövriert, während der Offshore-Service unter anderem das Versetzen von Ölplattformen sowie die Verschleppung von Docks und Hubplattformen für die Offshore-Windenergie umfasst. „Bei den Long-Distance-Verschleppungen kann es sogar passieren, dass wir ein Schiff von den Bahamas nach Bremerhaven bringen“, erläutert Schwesig. Besonders stolz ist der Manager darauf, dass Fairplay als Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Küstenschütz dem Bund derzeit die drei Spezialschlepper „Baltic“, „Fairplay 35“ und „Nordic“ zur Verfügung stellt, um in Notfällen helfen und Schäden an der Umwelt abwenden zu können.
Plädoyer für bessere Hafenkooperationen
Rückblickend auf die Entwicklungen der vergangenen zweieinhalb Jahre resümiert er: „Sowohl Corona als auch der Krieg in der Ukraine hatten bisher nur bedingten Einfluss auf unser Tagesgeschäft. Was sich verändert hat, ist die Tatsache, dass die Schiffe unregelmäßiger in die Häfen kommen. Aber bisher waren wir immer flexibel genug, um uns auf diese Anforderungen einzustellen.“ Diese Art der Flexibilität vermisst Schwesig jedoch insbesondere in der Zusammenarbeit unter den deutschen Seehäfen: „In Deutschland fehlt es an einer Gesamtstrategie, um im internationalen Wettbewerb besser aufgestellt zu sein. Hier gilt es vor allem, alte Animositäten und Überheblichkeiten über Bord zu werfen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, die über die eigenen Hafengrenzen hinausgehen. Wenn man enger miteinander kooperieren würde, wären die Chancen erheblich größer, zum Beispiel gegen Rotterdam und Antwerpen zu punkten, deren Effizienz und Zusammenspiel mit anderen Häfen aus meiner Sicht beeindruckend ist.“
Umweltschutz und Nachwuchsarbeit im Visier
Als größte Herausforderungen der nächsten Jahre betrachtet Schwesig das Thema Dekarbonisierung sowie die Suche nach umweltfreundlicheren Kraftstoffen und Technologien mitsamt der dafür erforderlichen Infrastruktur. Das sei seiner Ansicht nach aber keine Angelegenheit, die die Unternehmen im Alleingang realisieren könnten, sondern eine Aufgabe, die nur im Zusammenspiel zwischen den verschiedenen maritimen Playern und der Politik zu meistern sei. „Wir sind bereits im engen Austausch mit Hafenbehörden, Lotsen, Festmachern und anderen Dienstleistern in den Häfen, um für unsere Anforderungen neue Lösungen zu finden. So arbeiten wir beispielsweise mit Unterstützung des Dienstleisters Lion Rock an einem Fuel-Efficiency-Projekt, in dessen Rahmen wir unseren Kapitänen in Rotterdam hilfreiche Tipps zur Spriteinsparung an die Hand gegeben haben. Da wir damit nach jüngsten Ergebnissen bis zu 30 Prozent Kraftstoff einsparen können, haben wir dieses Konzept nun auch auf andere Häfen ausgeweitet.“
In Sachen Zukunftsplanungen seines Unternehmens rührt Schwesig dann auch noch die Werbetrommel für eine Ausbildung bei Fairplay Towage und wirft gleichzeitig seine Schleppleinen im übertragenen Sinne nach möglichen Nachwuchskräften aus: „Wir sind eine der letzten großen deutschen Reedereien, die die Ausbildung zum Schiffsmechaniker anbieten und anschließend Berufsoptionen bis hin zum Kapitän ermöglichen. Letzterer hat auf einem Schlepper nicht nur viel Verantwortung, sondern, wie ich finde, auch attraktive Arbeitszeiten.“ So gebe es nach einer Woche an Bord eine Woche frei – anders als bei einem Kapitän auf See, der oft bis zu sechs Monate lang von zu Hause weg sei. Dabei hat Schwesig noch nicht einmal betont, wie faszinierend es wohl sein muss, im Vergleich zum Schlepper bis zu zehn Mal so große Containerschiffe und Kreuzfahrtriesen zentimeter-genau durch den Hafen zu bugsieren. (bre)
„In Deutschland fehlt es an einer Gesamtstrategie, um im internationalen Wettbewerb besser aufgestellt zu sein.“
Holger Schwesig, Managing Director bei der Fairplay Towage Group
Fakten
Fairplay Towage Group
Gegründet: 1905
Hauptsitz: Hamburg
Zur Gruppe gehören: Fairplay Towage, Bugsier,
Theodor Buschmann und je 50 Prozent Anteil an
Multraship Towage & Salvage und Antwerp Towage
Flotte: 105 Schlepper
Mitarbeiter: ca. 1.030