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Sturmtief „Bernd“ sorgte für den größten Schaden

Seit Jahren führt der Klimawandel zu immer mehr Naturkatastrophen und damit zu wachsenden Kosten für die Versicherer und Rückversicherer. Die Allianz setzt im Zuge dieser Entwicklung verstärkt auf Riskoberatung – und eine „angemessene Kostenverteilung“.

Überflutete Straßen, eingestürzte Häuser und abgeschnittene Städte: Tief „Bernd“ hinterließ in Teilen Deutschlands eine Spur der Verwüstung.

Fotos: Allianz, istockphoto/J.Picture/Bilanol

Die Folgen des Klimawandels sind offensichtlich: Die globale Erderwärmung und der Meeresspiegel steigen, das Eis in der Arktis schmilzt. Überdies nehmen Naturkatastrophen wie Hitzewellen, Überschwemmungen und Stürme zu. Nach Informationen des weltgrößten Rückversicherers Munich Re haben derartige Vorkommnisse im Jahr 2022 weltweit für einen volkswirtschaftlichen Schaden in Höhe von 270 Milliarden Dollar gesorgt. Von diesen Schäden seien rund 120 Milliarden Dollar versichert gewesen, heißt es. Eine Größenordnung, die sich auch mit den Erfahrungen und den Zahlen der Allianz, eines der größten Versicherer Europas, deckt. „Zu Beginn dieses Jahrtausends hat die Versicherungswirtschaft in diesem Bereich noch jährliche Schäden zwischen 77 und 80 Milliarden abgewickelt. In den vergangenen Jahren ist diese Summe jedoch auf mehr als 100 Milliarden pro Jahr angewachsen und zur gelebten Normalität geworden“, sagt Jürgen Wiemann, Leiter Underwriting Property bei Allianz Commercial, dem Industrie- und Firmenversicherer der Allianz.

Allein die Vielzahl der Tornados in den USA hat nach Informationen der Swiss Re in diesem Jahr einen weltweiten Versicherungsschaden mit der Rekordmarke von 60 Milliarden Dollar verursacht. „In Deutschland sind wir natürlich weniger stark von Tornados betroffen, aber auch hierzulande nimmt die Zahl der extremen Wetterereignisse zu, die zu hohen Sachschäden an Gebäuden und der Infrastruktur führen“, so Wiemann. Der größte versicherte Schaden, den die Versicherer in Deutschland diesbezüglich bisher abzudecken hatten, sei das Sturmtief „Bernd“ mit rund acht Milliarden Euro gewesen. Dieses hatte im Sommer 2021 insbesondere in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz zu ausgeprägten Überschwemmungen geführt. Vor allem die Flutwelle der Ahr ist vielen von „Bernd“ in schrecklicher Erinnerung geblieben. Sie forderte zahlreiche Todesopfer und riss überdies Wohnhäuser und Betriebe mit sich.

Allein die Vielzahl der Tornados in den USA hat nach Informationen der Swiss Re in diesem Jahr einen weltweiten Versicherungsschaden mit der Rekordmarke von 60 Milliarden Dollar verursacht. „In Deutschland sind wir natürlich weniger stark von Tornados betroffen, aber auch hierzulande nimmt die Zahl der extremen Wetterereignisse zu, die zu hohen Sachschäden an Gebäuden und der Infrastruktur führen“, so Wiemann. Der größte versicherte Schaden, den die Versicherer in Deutschland diesbezüglich bisher abzudecken hatten, sei das Sturmtief „Bernd“ mit rund acht Milliarden Euro gewesen. Dieses hatte im Sommer 2021 insbesondere in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz zu ausgeprägten Überschwemmungen geführt. Vor allem die Flutwelle der Ahr ist vielen von „Bernd“ in schrecklicher Erinnerung geblieben. Sie forderte zahlreiche Todesopfer und riss überdies Wohnhäuser und Betriebe mit sich.

Vor allem in den USA verursachen Tornados enorme Schäden. Sie können aber überall auf der Welt entstehen, wo kräftige Schauer und Gewitter auftreten.
Die Palette der sogenannten Sekundärgefahren, bei denen die Allianz in den vergangenen Jahren einen deutlichen Anstieg registrierte, ist aber nicht nur auf Überschwemmungen und Tornados beschränkt. „Auch die Zahl der Hagelschäden, Waldbrände und Dürren hat zuletzt signifikant zugenommen“, so Wiemann.

Besonders wichtig für einen Versicherer sei es aus seiner Sicht, „dem Schadentrend nicht hinterherzulaufen, sondern ein Maßnahmenpaket aus Prävention und Klimafolgenanpassung zu schnüren sowie die entstehenden Kosten fair zu verteilen“. Unter ersterem Aspekt setzt Allianz Commercial seit einigen Jahren verstärkt auf Riskoberatung, also die Beratung seiner Kunden. Das impliziert beispielsweise Gespräche, welche Baumaßnahmen diese treffen können, um ihre Unternehmen und Anlagen schon im Vorfeld effektiv vor möglichen Naturkatastrophen zu schützen. „Besonders aktuell ist die Frage nach der bestmöglichen Dachform von Betriebsgebäuden, um vor Schäden wegen extremer Niederschlagsmengen oder Schneelasten gewappnet zu sein“, berichtet Wiemann. Besondere Bedeutung kommt dabei auch dem „Wirtschaftskontinuitätsmanagement“ zu, in dessen Rahmen unternehmensspezifische Notfallpläne erstellt und regelmäßig auf ihre Funktionsfähigkeit hin überprüft werden. Für Rückfragen zu allen damit verbundenen Themen verfügt der Versicherer über ein eigenes Netzwerk von über 100 Risikoberater, die Versicherungsnehmern redundant zur Seite stehen. Dieses deckt eine große Bandbreite von technischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen ab und analysiert, wie sich die Risikolage infolge des Klimawandels verändert und welche geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen werden können.

Doch inwieweit sind diese Risiken tatsächlich plan- und bezahlbar? So warnen zahlreiche deutsche Versicherer bereits seit einiger Zeit davor, dass der Klimawandel zu steigenden Beiträgen führen könnte. Auf lange Sicht sieht mancher Versicherer sogar die Gefahr, sein Geschäft aufgeben zu müssen, weil die damit verbundenen Klimarisiken zu groß werden. Vor diesem Hintergrund plädieren Assekuranzexperten zum Beispiel dafür, beim Planen und Bauen verstärkt klimabedingte Entwicklungen mit zu berücksichtigen und in Überschwemmungsgebieten einen Baustopp zu verhängen. Eine Idee, die auch Wiemann befürwortet. Zur aktuellen Finanzsituation sagt er: „Auch wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, und die Prämien müssen ausreichen, um die Schäden zu bezahlen. Hier sind wir zusammen mit unseren Rückversicherern gefordert, gemeinschaftliche Lösungen zu finden und unsere Kumule im Portfolio gut zu managen. Aber man muss auch offen darüber sprechen dürfen, dass es eine angemessene Kostenverteilung geben muss, die den Kunden mit einbezieht.“ Ein Rückzug der Allianz aus Teilen der Industrieversicherung sei für ihn kein Thema. „Allerdings gehen wir davon aus, dass sich die Kapazitäten für Naturgefahren langfristig verknappen werden“, so Wiemann. (bre)

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Jürgen Wiemann, Leiter Underwriting Property bei Allianz Commercial

„Auch hierzulande nimmt die Zahl der extremen Wetterereignisse zu.“

Jürgen Wiemann, Leiter Underwriting Property
bei Allianz Commercial

Fakten

Allianz Group Commercial

Geschäftstätig: in Deutschland seit 1890
Mitarbeiter: weltweit rund 160.000
Kernkompetenzen: Sach-, Lebens- und Krankenversicherung sowie Industrie- und Rückversicherung, Investments
Umsatz 2022: rund 153 Milliarden Euro

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