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Magazin für Häfen, Schifffahrt und Logistik

Stärke durch gemeinsames Handeln

Am 6. März fällt im Congress Centrum Bremen der Startschuss für die LogisticsConnect. Das Veranstaltungskonzept für die neue Kongressmesse wurde gemeinsam von Congress Bremen, bremenports und der BHV – Bremische Hafen- und Logistikvertretung entwickelt. Hans-Peter Schneider (Geschäftsführer M3B), Robert Howe (Geschäftsführer bremenports) und Dr. Patric Drewes (Präsidiumsmitglied BHV) erläuterten gegenüber dem LOGISTICS PILOT, was das Event aus ihrer Sicht so besonders macht.

Fotos: IstockPhoto, AdobeStock/Ольга Логвиненко, privat, bremenports, Maritimes Cluster Norddeutschland
Sie sagt: „Wirtschaftspsychologisch betrachtet liegt das an mehreren Faktoren: Kooperationen reduzieren Risiken, ermöglichen Wissensaustausch und schaffen Synergien, die Innovationen fördern. Diese Synergieeffekte ermöglichen es, hochkomplexe Projekte zu realisieren, die einzelne Akteure aufgrund begrenzter Ressourcen oder fehlender Expertise allein nicht stemmen könnten. In unsicheren Zeiten stärkt gemeinsames Handeln zudem das psychologische Sicherheitsgefühl und die Motivation – wichtige Faktoren für mutige Entscheidungen.“ Daran anknüpfend führt Schleker, die Organisationen zu den Themen Nachhaltigkeit, Gleichstellung und New Work berät, weiter aus: „Zudem sind Nachhaltigkeitsprobleme oft systemisch verwoben: Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft beeinflussen sich gegenseitig, sodass isolierte Lösungen oft wenig effektiv sind. Nur durch Zusammenarbeit lassen sich diese Dynamiken erfassen und wirksame, ganzheitliche Ansätze entwickeln. Wer nachhaltig wirtschaften will, braucht starke Partnerschaften. Kooperationen sind nicht nur ökonomisch klug, sondern auch psychologisch notwendig, um die Herausforderungen von morgen zu meistern.“
Porträt von Dr Lisa Schleker

„Wer nachhaltig wirtschaften will, braucht starke Partnerschaften.“

Dr. Lisa Schleker, Wirtschaftspsychologin

Beispiel 1: „Gemini Cooperation“

Im Februar haben die Reedereien Hapag-Lloyd und Maersk ihre neue Kooperation unter dem Namen „Gemini Cooperation“ gestartet. Beide Unternehmen bieten seitdem gemeinsame Liniendienste an, in deren Rahmen größere Containerschiffe als bisher fahren, dafür aber weniger Häfen angelaufen werden. Stattdessen werden die Boxen von mehreren Knotenpunkten aus mit kleineren Schiffen weiterverteilt. Von dieser Allianz versprechen sich die Partner, dass ihre Schiffe pünktlicher als in der Vergangenheit sein werden. Experten sehen in Kooperationen dieser Art aber auch eine Möglichkeit, Kosten zu senken und das eigene Angebot zu erweitern. Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen prognostizierte anlässlich des Starts, dass sich das Ladungsaufkommen für die deutschen Häfen durch die Gemini-Kooperation insgesamt positiv entwickeln werde. So sollen unter anderem Container, die zuvor in den Westhäfen Antwerpen und Rotterdam abgefertigt wurden, zum Teil über die Hubs Bremerhaven und Wilhelmshaven geroutet werden. Zum Hintergrund: Das NTB-Terminal in Bremerhaven gehört zu gleichen Teilen den Betreibern EUROGATE und Maersk. Hapag-Lloyd wiederum ist mit 30 Prozent am Betrieb des EUROGATE-Terminals in Wilhelmshaven beteiligt.

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Porträt von Ronald Schwarze

„Es muss uns darum gehen, die Stärken der hiesigen Häfen deutlich zu machen.“

Ronald Schwarze, Marketingleiter bei bremenports

Beispiel 2: „German Ports“

Hinter der Dachmarke „German Ports“ verbergen sich die für das Hafenstandortmarketing verantwortlichen Organisationen der norddeutschen Küstenländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Unter diesem Label kooperieren sie seit Jahren auf internationaler Bühne bei der Planung und Durchführung ausgewählter Messeauftritte. „Diese Kooperation im Marketing läuft sehr gut. Gerade auf der internationalen Bühne macht es einfach Sinn, gemeinsam aufzutreten, um deutlich zu machen: In Deutschland gibt es für jedes Anliegen einen Hafen. Denn letztlich muss es uns allen darum gehen, die Stärken der hiesigen Häfen gegenüber der internationalen Konkurrenz deutlich zu machen“, so Ronald Schwarze, Leiter der Marketingabteilung bei bremenports. Aus seiner Sicht sollten der erste gemeinsame Hafenabend der norddeutschen Seehäfen im Juni 2022 in Berlin und ein für September dieses Jahres geplantes vergleichbares Event nur Etappen auf dem Weg hin zu einer intensivierten Zusammenarbeit sein. „Letztlich haben wir alle ein gemeinsames Interesse – es muss uns darum gehen, die deutschen Seehäfen insgesamt zu stärken. Klingt eigentlich sehr einfach, ist es manchmal aber nicht, weil es am Ende natürlich auch unter den deutschen Häfen einen Wettbewerb gibt“, sagt Schwarze und ergänzt: „Ich würde mir wünschen, dass das gemeinsame Interesse demgegenüber häufiger und deutlicher in den Vordergrund tritt – dabei gibt es noch Luft nach oben“.

Porträt von Jessica Wegener

„Die Zusammenarbeit der deutschen Seehäfen ist heute wichtiger denn je.“

Jessica Wegener, Geschäftsführerin des MCN

Beispiel 3: Maritimes Cluster Norddeutschland

2011 haben sich die Bundesländer Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zum Maritimen Cluster Norddeutschland (MCN) zusammengeschlossen. Ihnen folgten 2014 Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Inzwischen verfügt das Netzwerk über mehr als 350 Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. „Das MCN ist ein Paradebeispiel dafür, wie Kooperation erfolgreich gelebt wird. Wir arbeiten länderübergreifend zusammen, richten uns mit unseren Aktivitäten an die gesamte maritime Wirtschaft und sind auch über die Branche hinaus mit weiteren Partnern, beispielsweise in den Bereichen Aviation und erneuerbare Energien, eng verzahnt“, erläutert Jessica Wegener, Geschäftsführerin des MCN. Vor allem im Zuge der aktuellen geopolitischen Herausforderungen, der digitalen Transformation und der Klimakrise sieht sie eine Zusammenarbeit aller Beteiligten als unerlässlich an.

„Wir alle haben ein gemeinsames, übergeordnetes Ziel: die Wettbewerbsfähigkeit der maritimen Branche im internationalen Kontext zu steigern. Dafür ist ein offener, ehrlicher und transparenter Austausch auf Augenhöhe wichtig. Gegenseitiges Vertrauen ist die Basis dafür, sich zu öffnen und Innovationen zielgerichtet und effizient gemeinsam voranzubringen“, so Wegener. Und mit Blick auf mögliche Kooperationen der deutschen Häfen ergänzt sie: „Die Zusammenarbeit der deutschen Seehäfen ist heute wichtiger denn je. Etwa 60 Prozent der Warenexporte Deutschlands und ein Großteil seiner Rohstoffimporte erfolgen über den See- oder Wasserweg. Damit besteht eine große Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von der Funktionsfähigkeit der deutschen Seehäfen. Der Austausch und die enge Zusammenarbeit bei Sicherheitsthemen zum Schutz der Häfen und ihrer Infrastruktur ist deshalb einer von vielen Aspekten, die gemeinsam angegangen werden müssen.“(bre) (bre)