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Nicht zufällig weltweit und regional

Die Zufall Logistics Group aus Göttingen ist als Marktführer in Südniedersachsen, Nord- und Osthessen sowie in Thüringen fest verortet. Mit Landverkehr, Luft- und Seefracht, Logistik, Zollservices, Kontraktlogistik und Nachtexpress setzt der Logistiker gleichermaßen auf starke Regionen wie auf starke Produkte und Zentralen.

Fotos: ZUFALL logistics group, ZUFALL logistics group/Christian Wolter/p>

Mit Regionalität ist man dieser Tage nicht nur in Ernährungsfragen am Puls der Zeit. Auch der mittelständische Logistikdienstleister Zufall Logistics Group setzt unter anderem auf diesen Faktor und sich dadurch von seinen Wettbewerbern ab. „Ursprünglich haben wir uns nach der Gründung 1928 in Kassel von dort aus in Hessen ausgebreitet“, berichtet Prokurist Sven Kollbaum, der bei Zufall das Seefrachtgeschäft verantwortet. Sukzessive kamen dann die Märkte in Südniedersachsen, Osthessen und Thüringen hinzu.

„Seitdem sind wir im Herzen von Deutschland aktiv“, so Kollbaum. Unter Kollegen und langjährigen Kunden wird die Region deshalb auch oft „Zufall-Gebiet“ genannt. Denn als eines der wichtigsten Familienunternehmen Deutschlands ist Zufall hier mit sieben seiner insgesamt zehn Niederlassungen vertreten. Zum Dienstleistungsportfolio zählen neben dem Kerngeschäft Landverkehr auch Luft- und Seefracht, Logistik, Zollservices, Kontraktlogistik und Nachtexpress.
„Bereits in der Vergangenheit waren die Niederlassungen in Göttingen, Fulda und Nohra sowie Haiger im Geschäftsfeld Seefracht aktiv. Nach der Übernahme von Team Trans aus Hamburg mit etwa 25 Mitarbeitern im Jahr 2016 hätte der strategische Ansatz damals sein können, das Seefrachtgeschäft komplett an der Elbe und damit in Hafennähe zu bündeln. „Natürlich wird Seefracht im Hafen verladen, aber die Teams müssen dafür nicht mehr dort sitzen“, erläutert der Prokurist. „Kunden schätzen es, wenn sie regional angesprochen werden“, so Kollbaum weiter. Außerdem gebe es schlicht keinen zwingenden Grund dafür, alles zentral zu machen. Das Motto lautet vielmehr: „Starke Regionen, starke Produkte, starke Zentralen.“

Anders als viele andere Unternehmen sei Zufall deshalb bewusst sehr stark regional verwurzelt: Viele Kundenbeziehungen bestehen seit Jahrzehnten, und für die Bevölkerung rund um Göttingen und Fulda gehören die Lkws mit dem blau-orangefarbenem Logo zum Straßenbild. Gerade von den Niederlassungen aus könne man, so Kollbaum, die Stärke in der Region und die etablierte Marktstruktur dort optimal nutzen, zumal an den vier großen Speditionsstandorten neben dem Landverkehr auch das Luft- und Seefrachtgeschäft immer mehr an Bedeutung gewonnen habe.

Langjährige Kundenbeziehungen in der Region

Und so ist das Seefrachtgeschäft bis heute sowohl in der Region als auch in Hamburg Teil des Portfolios für den überregionalen Markt. Die rund 75 Mitarbeiter in diesem Geschäftsbereich haben für einen steilen Anstieg des Umsatzes gesorgt, vor allem mit Con-tainern, aber auch mit etwas LCL (Less than Container Load)-Ladung, also Stückgut im Sammelcontainer, und Projektladung. Um wie viel Volumen in TEU (Twenty-foot Equivalent Unit) es sich genau handelt, möchte das Unternehmen nicht veröffentlicht sehen. Kollbaum: „Unser Ziel ist es nicht, die Zahl der transportierten Container zu maximieren, sondern das Geschäft zu suchen und zu binden, das zu uns passt.“

Konkret bedeutet das, beispielsweise neben dem Vor- und Nachlauf von Containern auch Lagerlogistik und logistische Beratung anzubieten. „Auf diese Weise können wir durch mehr Arbeit und mehr Wertschöpfung für unsere Kunden auch mehr Umsatz generieren“, sagt der Prokurist. Das scheint sich zu rechnen. So lag 2022 – nach vorläufigen Zahlen – der Anteil der Seefracht am Zufall-Gesamtumsatz von 450 Millionen Euro bei rund 13,4 Prozent. Damit setzt sich die Entwicklung der Vorjahre fort: Von 6,7 Prozent im Jahr 2016 ist der Anteil der Seefracht kontinuierlich gestiegen – bei wachsendem Gesamtumsatz: 2020 war er noch einstellig (8,5 Prozent) und 2021 mit 11,6 Prozent erstmals zweistellig.

Allerdings sei angesichts der in der Speditionsbranche traditionell niedrigen Margen der Umsatz nicht allein entscheidend. „Es geht vor allem um Profitabilität“, unterstreicht der Prokurist. „Was wir können und tun, wollen viele Logistikkonzerne nicht und kann auch kein Reeder.“ Außerdem habe diese Strategie einen weiteren Vorteil: Das Unternehmen ist durch die Kombination von mehreren Dienstleistungen von Ratenschwankungen weniger stark betroffen als andere Unternehmen der Branche. „Wenn man fünf Dienstleistungen abrechnet, rückt die reine Seefrachtrate in den Hintergrund“, erläutert Kollbaum.

Die Zufall Logistics Group setzt mit Landverkehr, Luft- und Seefracht, Logistik, Zollservices, Kontraktlogistik sowie Nachtexpress auf ein breites Produktportfolio.

Flexibel aufgestellt

Was die Länderschwerpunkte angeht, so liegt bei Zufall in Sachen Seefracht China vor den USA und Südostasien auf dem ersten Platz. Etwaige Produktionsverlagerungen aus dem Reich der Mitte in andere Regionen, beispielsweise als Folge der Pandemie oder möglicher politischer Verwerfungen, sieht Kollbaum aus mehreren Gründen relativ entspannt: „Da wir keine große Länderorganisation haben und auch unser Agentennetzwerk in den vergangenen Jahren geschäftsbereichsübergreifend ausgebaut haben, sind wir sehr flexibel aufgestellt und können uns an andere Produktionsstandorte unserer Kunden schnell anpassen. Auch Crosstrades, etwa von Indien in den Persischen Golf, könnten ein gutes Geschäft sein.“

Flexibilität braucht es auch beim Dienstleistungsportfolio. Denn während der Landverkehr mit einem Anteil von über 50 Prozent zwar nach wie vor das Kerngeschäft darstellt, nimmt die Bedeutung von Geschäftsfeldern wie der Seefracht zu. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es knapp über 70 Prozent Landverkehr. Kollbaum: „Deshalb ist es wichtig, auch an den anderen Produkten wie Zollservice, Luftfracht, Kontraktlogistik und Nachtexpress zu arbeiten sowie auf unser gesamtes Angebot und unsere Expertise zu setzen.“ Dadurch sei das Unternehmen mittlerweile mit mehreren Säulen auch viel breiter aufgestellt.

Das gilt ebenso in anderer Hinsicht: Im Unterschied zu früheren Zeiten ist es längst nicht mehr der Anspruch des Unternehmens, nur in den Regionen stark zu sein mit Niederlassungen, die übergreifend Dienstleistungen anbieten. Eine wichtige Rolle übernehmen auch die Zentralbereiche, die als gruppenweite Einheiten fungieren und übergreifende Themen wie Datenmanagement, Digitalisierung, Human Relations und Nachhaltigkeit strategisch betreuen und weiterentwickeln. Dank mobilem Arbeiten geht dies über Orte hinweg, es müssen nicht alle Teams von Göttingen aus arbeiten, wohin der Hauptsitz des Unternehmens 1942/43 verlegt wurde. Bei Zufall sieht man sich Kollbaum zufolge so am besten positioniert: „Wir sind da, wo die Ladung und unsere Mitarbeiter sind.“ (cb)

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Fakten

Zufall Logistics Group

Gründung: 1928
Hauptsitz: Göttingen
Geschäftsfelder: Landverkehr, Luft- und Seefracht, Logistik, Zollservices, Kontraktlogistik und Nachtexpress
Niederlassungen in Deutschland: 10
Sendungsvolumen: 5,25 Millionen Sendungen (2021)
Mitarbeiter: 2.224
Umsatz: 450 Millionen Euro (2022, vorläufige Zahl)

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