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Neue Wege für Windenergieprojekte

In Bremerhaven haben BLG und Eurogate ihre Kompetenzen gebündelt und arbeiten bei Projekten rund um Windenergiekomponenten für Onshore- wie für Offshore-Projekte jetzt unter der Marke „Eco Power Port“ zusammen. Parallel baut die BLG im Neustädter Hafen ihr etabliertes Geschäft rund um den Umschlag von Anlagen für die Onshore-Windenergie weiter aus.

Fotos: BLG LOGISTICS, EUROGATE, BLG Cargo Logsitics GmbH
In Bremerhaven mit seiner fünf Kilometer langen Stromkaje dreht sich ein Großteil des Geschäfts um den Containerumschlag. Schon vor rund einer Dekade wurden hier über einige Jahre außerdem regelmäßig Großkomponenten wie Rotorblätter, Türme und Gondeln für die Verschiffung zu den Offshore-Windparks zwischengelagert, vormontiert und dann verschifft. Schließlich ist die geografische Lage direkt an der Nordsee dafür prädestiniert.

Nun soll dieses Geschäft am Containerterminal – und perspektivisch auch im Südhafen Roter Sand – von BLG und Eurogate unter neuen Vorzeichen wiederbelebt werden. „Durch die verstärkte Nachfrage nach Hafenkapazitäten haben wir uns dazu entschieden, unsere Kompetenzen zu bündeln“, bestätigt Nina Distler, die sich seit 2023 als Bereichsleiterin für Projekte und Windenergie bei Eurogate ausschließlich auf dieses Segment konzentriert. „Das ermöglicht es uns, unsere Dienstleistungen zu erweitern und die Bedürfnisse unserer Kunden noch besser zu erfüllen“, ergänzt Johann Steffens, Customer Solutions Manager für das Projektgeschäft am BLG Autoterminal Bremerhaven.

Unter der Vertriebsmarke „Eco Power Port“ vermarktet das Team nun das gemeinsame Know-how, die Flächen, das Equipment wie Schwerlasttrailer (Self-Propelled Modular Transporter, kurz: SMPTs), Hafenmobilkräne und qualifiziertes Personal für Projekte der On- und Offshore-Windindustrie. „Mit seinen spezialisierten Hafenanlagen, großen Hafenflächen, kurzen Wegen zu den Werften für etwaige Reparaturarbeiten an Offshore-Schiffen und der starken industriellen Infrastruktur bietet der Standort Bremerhaven dafür optimale Voraussetzungen“, unterstreicht Distler. Langfristig soll er als Schlüsselstandort für die Offshore-Windenergie ausgebaut werden.

„Gemeinsam können wir ganz unterschiedliche Flächen anbieten“, berichtet Steffens, „wir bei der BLG geschützte Flächen hinter der Schleuse und Eurogate solche direkt an der Weser.“ Dazu werden Dienstleistungen wie der Betrieb als Import- und Export-Hub für Onshore-Windenergieanlagen sowie als Basishafen für die Installation von Offshore-Windparks angeboten.

Aber auch als Servicehafen für Großkomponenten wollen beide Unternehmen ihre Kunden mit Transport-, Umschlags- und Lagerlösungen unterstützen. Hinzu kommen Value-added Services wie die Ausrüstung und Vormontage von Komponenten. Das Ziel lautet “One Face to the Customer”. Der Kunde bekommt immer die gesamte Palette der Dienstleistungen und Möglichkeiten des „Eco Power Port“ angeboten.

Eine zunehmende Herausforderung sind die immer größeren Dimensionen. Das Gewicht und das Volumen der Teile haben sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt: So wiegen Gondeln statt 200 jetzt 400 Tonnen, Rotorblätter sind statt 40 oder 50 Metern jetzt 100, zum Teil sogar 120 Meter lang und Fundamente wiegen statt früher bis 1.000 heute um die 2.000 Tonnen. Turmsegmente für über 140 Meter lange Türme werden inzwischen stehend an der Kaje montiert.

„All das ist inzwischen für jeden Hafen extrem anspruchsvoll“, unterstreicht Steffens. „Unser Terminal wurde zwar nicht als Schwerlastterminal gebaut, aber für Containerbrücken. Und es gibt technische Lösungen, die Lasten so zu verteilen, dass das Bauwerk diese aufnehmen kann“, ergänzt Distler. Eine Machbarkeitsstudie mit 2.200 Tonnen schweren Monopiles, für die SMPTs zum Einsatz kommen würden, wurde bereits erfolgreich abgeschlossen.

Neustädter Hafen ergänzt „Eco Power Port“

Der Neustädter Hafen ist bereits seit über zehn Jahren für die Windindustrie etabliert. „Wir haben eine hohe Auslastung, da wir von der Sonderkonjunktur im Zuge der Energiewende profitieren“, freut sich Vertriebsleiter Sven Riekers. „Die Windkraft drückt quasi in den Hafen rein und fordert Kapazitäten.“

Im Neustädter Hafen hat BLG Logistics dabei vor allem die Onshore-Windenergie wie die Anlagen von Enercon im Blick. „Aufgrund unserer Lage weit im Inland und den damit verbundenen kurzen Transportwegen sind wir besonders für Onshore-Projekte prädestiniert“, berichtet Riekers. Zudem sei in Bremen viel dafür getan worden, Großraum- und Schwertransporte (GST) zu vereinfachen, beispielsweise hinsichtlich der Genehmigungsverfahren, bei der Begleitung und der baulichen Straßenanbindung des Hafens.

Das Ergebnis: „Ein Großteil des Freianlagenbereichs ist mit Windkraft belegt und trägt maßgeblich zu unserer hohen Auslastung bei.“ Es gehe allerdings nicht nur um den Umschlag der Anlagen selbst, sondern auch um Komponenten für die Stromnetze in Deutschland und für den Export. „Während in der Vergangenheit das Öl- und Gasgeschäft mit seinen Anlagen für die Energieerzeugung und Pipelinesysteme die Treiber für Projektladung waren, sind es nun LNG, Wasserstoff und CO2, die ebenfalls in Rohren transportiert werden“, so Riekers. Hinzu kommen beispielsweise CO2-neutrale Anlagen und Ausrüstung zur Verteilung des grünen Stroms in die Netze.

Um als Windkrafthafen weiter zu wachsen, hat BLG Logistics mehrere Millionen Euro investiert. Dazu zählt der Hafenmobilkran „LHM 550“, der bis zu 144 Tonnen heben kann. Er steht ab Ende 2025 zur Verfügung und ergänzt den baugleichen Hafenmobilkran und ein kleineres Modell. Ebenfalls neu ist eine weitere Translifter-Zugmaschine mit Hydraulikanhänger, mit der ansonsten nichtmobile Teile auf dem Hafengelände bewegt werden können. „Der

‚Eco Power Port‘ und wir ergänzen uns gut, um die Möglichkeiten der bremischen Häfen rund um Windkraft zu verbreitern“, unterstreicht Riekers. „Auch gemeinsame Projekte sind denkbar.“ (cb)

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