HEFT ANFORDERN

Magazin für Häfen, Schifffahrt und Logistik

Leidenschaft für Teelogistik

Vollers importiert für seine Kunden Tee aus Anbauländern wie China, Indien, Sri Lanka und Japan, bevor ein Teil davon wieder in die ganze Welt exportiert wird. Damit ist der Logistikdienstleister aus Bremen im Markt etabliert und ein wichtiger Teil der deutschen Drehscheibe für Tee. Den Versand zum Endkunden übernimmt unter anderem der auf Tee spezialisierte Bremer Versandhändler Paul Schrader.

Fotos: iStock/AzmanL, VOLLERS GROUP (2)

Für Teeliebhaber mag auf den ersten Blick vor allem eine gute Ernte entscheidend sein. Genauso wichtig ist allerdings eine zuverlässige Logistik. Diese gewinnt an Bedeutung, da Tee immer beliebter wird. So wuchs 2019 der Pro-Kopf-Konsum von Schwarz-, Grün-, Kräuter- und Früchtetee im Vergleich zum Vorjahr um etwa einen Liter auf insgesamt 68 Liter. Mit knapp 40 Litern liegt dabei inzwi­schen Kräuter- und Früchtetee vorn. Aber auch Schwarz- und Grüntee konnte um 1,6 Liter auf 28 Liter zulegen. Insgesamt wurden von Deutschlands Verbrauchern 47 Milliarden Tas­sen Tee getrunken. Das entspricht einer Menge von knapp 40.000 Tonnen (67 Prozent) Kräuter- und Früchtetee sowie 19.200 Tonnen Schwarz- und Grüntee (33 Prozent).

Mit diesen Zahlen im Hinterkopf wird klar, was der beim Logistikdienstleister Vollers für Tee zuständige Abteilungsleiter Bernd Jamin meint, wenn er sagt: „Rund jede vierte Tasse Tee wird über uns abgewickelt.“ Auf rund 18.000 Quadratmetern Fläche im Schuppen 6 im Bremer Europahafen werden dafür im Laufe eines Jahres alternierend insgesamt etwa 5.500 Tonnen Tee gelagert. „Unser Lager dreht sich etwa einmal pro Jahr“, erklärt Jamin. „2020 haben wir rund 4.500 Tonnen importiert, und pro Monat wurden daraus im vergangenen Jahr mehr als 200 Tonnen Teemischung hergestellt.“

Der Tee erreicht das Bremer Lager, nachdem er nach der Pflückung in den Teegärten der Exportländer in Papiersäcke verpackt und auf Paletten in Container verladen wurde. Über die Importhäfen in Bremerhaven, Wilhelmshaven und Hamburg wird der Tee dann größtenteils per Lkw in das Lager von Vollers in Bremen transportiert. „Aus Hamburg kommen die Container auch per Bahn“, so Jamin. Neben der Organisation des Transports und der Lagerung übernimmt der Logistikdienstleister auch die Bevorratung und Feinkommissionierung sowie die Mischung. Für Letztere erhält das Unternehmen – natürlich unter Einhaltung der Vertraulichkeit – die jeweiligen Rezepturen.

Dreifachverkostung des Naturprodukts erforderlich

Die Verkostung findet allerdings nicht bei Vollers statt, sondern zunächst schon durch die Teehändler vor Ort, wie den Bremer Teehändler Kloth & Köhnken. Ein zweites Mal erfolgt sie vor der Einlagerung in Bremen und zuletzt vor dem Verkauf. „Da wir eng zusammenarbeiten, gibt es für die Muster einen internen Botendienst“, so Jarmin. Erst wenn diese freigegeben sind, wird die Ware durch unsere Kunden verkauft.
Einer davon ist der Bremer Versandhändler Paul Schrader, der am 3. Mai sein hundertjähriges Jubiläum feiern konnte. Auch Geschäftsführer Michael Rolf kennt sich bestens mit Tee aus: „Gute Grüntees kommen insbesondere aus China und Japan“, weiß er. Bekannt ist das Unternehmen allerdings vor allem für seinen Darjeeling.

Eigene Lagerflächen für Rohtee unterhält das Unternehmen aber nicht. „Wir arbeiten bereits seit rund 15 Jahren mit unseren Partnern Vollers und Kloth & Köhnken zusammen“, unterstreicht Rolf. Und auch das Mischen hat er vor zwölf Jahren ausgelagert. „Wir hätten damals neue Packmaschinen gebraucht und kamen in dieser Zeit in Kontakt mit den Werkstätten Martinshof hier in Bremen, die zu den größten und ältesten in Deutschland gehören. Dort wurde dann eine Maschine extra für uns angeschafft.“ Inzwischen gibt es weitere Abfüllmaschinen. Rund 100 behinderte Menschen mischen und verpacken seitdem für Paul Schrader nicht nur Tee, sondern längst auch andere Ware wie Trinkschokolade, Kaffee und Nüsse. „Das sind viele gleiche Arbeitsschritte und vor allem Handarbeit“, erläutert Rolf.

Anzeigen

Ad
Ad

Fakten

Vollers Group

Gründung: 1932
Geschäftsfeld: Logistikdienstleistungen; für Tee zum Beispiel Transport, Import- und Export­abwicklung, Lager­logistik, Handling und Mischen
Unternehmenssitz: Bremen (Hauptsitz) und elf weitere Stand­orte in acht europäischen Ländern
Lagerfläche: 500.000 Quadratmeter
Mitarbeiter: 350 ­europaweit, 20 davon für Tee

Fakten

Paul Schrader

Gründung: 1921
Geschäftsfelder: Versandhandel
Unternehmenssitz: Weyhe bei Bremen
Sendungsvolumen: 250.000 Pakete pro Jahr
Mitarbeiter: 60

2019 wurden 46.643 Tonnen Schwarz- und Grüntee aus 72 Ländern nach Deutschland importiert. Mit 22.243 Tonnen wurde etwa die Hälfte davon (45 Prozent) wieder in 108 Länder rund um die Welt exportiert – ein Wachstum von einem Prozent.

Lagerung, Mischung und Versand in Bremen

Im 8.500 Quadratmeter umfassenden Lager von Paul Schrader werden daher kaum Vorrats-, sondern nur Kommissionierflächen benötigt. Aufgrund der Lage des nur zehn Kilometer entfernten Martinshofs kann der Versandhändler seine Ware just in time bestellen. „In der Regel ist das zum Beispiel eine Europalette oder eine Düsseldorfer Halbpalette“, so Rolf. „Das ist für uns natürlich optimal.“ Aber vor allem auf etwas anderes ist der Geschäftsführer stolz: „Zusammen mit dem Martinshof haben wir extra das Siegel ‚fair pakt‘ entwickelt, das das soziale Engagement zeigt und auf all unseren Teepackungen klebt.“

Als zusätzliches Standbein bietet Rolf anderen Versandhändlern seit einigen Jahren das Fulfillment an, also die Abwicklung der Dienstleistungen rund um den Versandhandel. Für den Verkauf werden unter anderem die großen Onlineplattformen genutzt. Mit Foodhall.de betreibt das Unternehmen neben dem Onlineshop auf der eigenen Homepage außerdem einen eigenen Marktplatz, auf dem außer Tee auch andere Spezialitäten verkauft werden.

Die pandemiebedingten Lieferprobleme habe das Unternehmen durchaus gespürt: „In den vergangenen sechs Monaten kam es immer mal wieder zu Lieferverzögerungen beim Teeimport, weil es an Equipment fehlte oder Feederdienste ausfielen“, berichtet Rolf. „Meist kam die Partie dann 14 Tage später.“ Es sei aber zum Glück nicht so kritisch gewesen, als dass Geschäft weggebrochen wäre. „Außerdem wissen unsere Kunden darum und haben Verständnis gezeigt.“ Immerhin habe es bei den sonstigen Rohstoffen wie für Verpackung keinerlei Beeinträchtigungen gegeben. „Eher schon macht uns der Brexit zu schaffen, da Partien im Zoll hängen geblieben sind. Hier konnten wir uns aber zum Glück mit dem bevorraten, was in Deutschland verfügbar war.“ (cb)

Weitere Informationen

Logistics Pilot

Die aktuelle Printausgabe – jetzt kostenlos anfordern.