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In Emden verankert – mit Bremen verbunden

Die Wurzeln von Anker Schiffahrt liegen im Automobilumschlag. Doch die hundertprozentige Leschaco-Tochter bietet neben dem Seehafenumschlag und Terminalbetrieb eine weitaus umfangreichere Palette an Dienstleistungen an – darunter die Abwicklung von Forstprodukten aus Finnland und Südamerika.

Fotos: Volkswagen Werk Emden, Anker Schiffahrt

Als das Unternehmen 1956 am Standort Bremen gegründet wurde, war die Welt noch eine andere. „VW Käfer“ wurden per Kran an Bord von konventio­nellen Schiffen gehievt, und Jan Remmers war noch nicht einmal geboren. Nach 35 Jahren bei Anker Schiffahrt kann der 57-Jährige, der 2016 zum zweiten Geschäftsführer ernannt wurde, aber dennoch über die Zeit bis zu seinem Einstieg im Jahr 1985 so erzählen, als wäre er schon dabei gewesen. Die hundertprozentige Tochter des international tätigen Logistik­dienstleisters Lexzau, Scharbau (Leschaco) aus Bremen kennt er aus dem Effeff.

„Der erste wichtige Meilenstein in unserer Firmen­geschichte war sicherlich die Übernahme der Autoverladung für VW in Bremen im Dezember 1960“, berichtet Remmers. Im Zuge der Ansiedlung des Automobilbauers in Emden wurde vier Jahre später dort auch der Firmensitz von Anker Schiffahrt gegründet. 1987 wurde mit den Mitgesellschaftern­ Volkswagen Transport, EVAG Emder Verkehrs und Automotive Gesellschaft und Gerd Buss das Unternehmen Autoport Emden gegründet. „In der Zeit sind dann auch kontinuierlich die Mengen gestiegen“, erinnert sich der Geschäftsführer. „1965 waren es noch 98.480 ‚VW Käfer‘, die für den Export umgeschlagen wurden. Im Jahr 2019 wurden über 900.000 Fahrzeuge über Autoport importiert oder exportiert.“ Entsprechend relevant ist daher nach wie vor das Geschäftsfeld Automobilpro­dukte, für das neben dem Geschäftsführer der Prokurist Sönke Kempe mitverantwortlich zeichnet.

Lkw-Stellplatzerweiterung im Bau

Für dieses Jahr rechnet Remmers aufgrund der Pandemie allerdings mit einem Rückgang beim Automobilumschlag: „VW hat die Produktion Mitte März eingestellt. Wir haben­ zwar noch zehn Tage weitergearbeitet, mussten dann aber zum 1. April Kurzarbeit anmelden.“ Inzwischen gebe es aber wieder Grund für Optimismus. „Ab September soll der Umschlag wieder kräftig anziehen“, betont Remmers. Eine Prognose für 2021 sei derzeit hingegen kaum möglich, da zu viele Unsicherheitsfaktoren bestünden. Fest steht unter­dessen, dass das Unternehmen aufgrund der bisher kontinuierlich gestiegenen Umschlagsmengen gerade dabei ist, die Kapazität des bestehenden Stellplatzes für das Be- und Entladen der Neufahrzeuge aus der VW Gruppe auf dann 40 Lkws zu verdoppeln.

Fakten

Anker Schiffahrt
Konzern: 100-prozentige Tochter von Lexzau, Scharbau (Leschaco)
Gründung: 1956
Firmensitz: Emden
Geschäftsfelder: Automobilumschlag, Forstprodukte, hafenspezifische Dienstleistungen und Schifffahrtsagentur
Alleinstellungs­merkmal: einziges Seehafenterminal innerhalb der Leschaco Gruppe
Equipment: Gabelstapler, Flurförderfahrzeuge, Terminal­zugmaschinen mit Trailern, Spezial­traversen und mobile Rampen
Mitarbeiter: 110
Früher: 1965 wurden 98.480 „VW Käfer“ umgeschlagen Heute: 2019 wurden über 900.000 Fahrzeuge über Autoport in Emden importiert oder exportiert.

Schon immer umweltfreundlich

Als zweites Standbein kam mit dem ersten Zellstoffschiff 1983 das wichtige Geschäftsfeld Forstprodukte hinzu, für das neben Jan Remmers Prokurist Tilo Hoff verantwortlich ist. „Bis heute haben wir rund 15 Millionen Tonnen, vornehmlich Zellulose und Papier, abgewickelt“, berichtet Remmers. Der Forstumschlag ist nach wie vor zu 100 Prozent konventionell und erfolgt entweder mit Schiffs- oder Mobilkränen.

Tradition und eine sehr enge Einbindung in die Supply Chain des Kunden verbindet Anker Schiffahrt mit Nordland Papier, einer Tochterfirma des finnischen UPM-Kymmene Konzerns. Hier gibt es eine Besonderheit: „Das Logistik­konzept beinhaltete schon immer, dass der aus Finnland und Südamerika importierte Zellstoff umweltfreundlich direkt vom Seeschiff auf Binnenschiffe umgeschlagen und zum Dörpener Werk von Nordland Papier transportiert wird“, so Remmers. Allerdings haben sich die Warenströme und die Anforderungen an die Logistik verändert. „Inzwischen sind neue Märkte hinzugekommen, sodass die Ware in Europa mit allen trimodalen Verkehrsträgern, also auf Binnenschiff, Bahn und Lkw, verteilt wird.“

Der Terminal- und Umschlagsbetrieb erfolgt dabei schwerpunktmäßig am Liegeplatz und Terminal Emskai. „Pro Anlauf werden hier regelmäßig bis zu 30.000 Tonnen gelöscht, dann in unseren Hallen zwischengelagert und anschließend an die Kundschaft geliefert“, berichtet Remmers. Bewirtschaftet werden derzeit 30.000 Quadratmeter Speziallager, die zum Brandschutz mit Sprinkleranlagen ausgestattet sind. Weitere Flächen im Emder Außenhafen können bei Bedarf gemietet werden.

All das hat auch erneut den finnischen Konzern UPM-Kymme­ Oyi überzeugt, der ein führendes Unternehmen in der Bio- und Forstindustrie ist. Im Januar dieses Jahres wurde der Vertrag über die Abfertigung von Forstprodukten mit Anker Schiffahrt erneut verlängert.

Hafenspezifische Dienstleistungen

Neben dem Umschlag von Automobilen des VW Konzerns und von Forstprodukten gehört noch eine Vielzahl weiterer maritimer Seehafendienstleistungen zum Port­folio. „Ein langjähriger Kunde von uns ist zum Beispiel die Meyer Werft“, so Remmers. „Hier kümmern wir uns seit etwa 20 Jahren mit unserem Partner Omya um die Endausrüstung der ‚kleineren‘ Kreuzfahrtschiffe, die in Papenburg gebaut werden. Das umfasst die gesamte Logistik während der Liege­zeiten im Emder Binnenhafen.“ Weitere Standbeine sind Offshore-Logistik, Projektladung und Schiffsmaklerei.

Die zwei großen Standbeine in Verbindung mit den vielen­ weiteren Dienstleistungen haben Anker Schiffahrt auch während der Pandemie geholfen. „Wir kommen bisher gut durch die Coronakrise“, freut sich Remmers, „das liegt nicht zuletzt daran, dass unsere Mitarbeiter ganz hervorragend mit­ziehen.“ Ein weiterer Vorteil: Perspektivisch soll die inhaber­geführte Unternehmensgruppe von Jörg Conrad auf den Sohn und derzeitigen CDO Constantin Conrad übergehen –
die Nachfolge ist also geklärt.

Und auch die vielfach verbreitete Sorge, Nachwuchs zu gewinnen, hat Anker Schiffahrt bislang nicht. „Bisher konnten wir immer das entsprechende Personal finden.“ Langeweile kommt bei dem gut eingespielten Team ohnehin nicht so schnell auf: Die gewerblichen Mitarbeiter werden je nach Bedarf beispielsweise als Kranführer, Stapler- oder Schwerlastfahrer eingesetzt.“

Was den Geschäftsführer jedoch umtreibt, ist die seit 2002 anhängige Fahrrinnenanpassung der Außenems. „Das ist speziell für den Emder Hafen wie auch für unsere beiden Geschäftsfelder wichtig, weil die Schiffe immer mehr Tiefgang haben, also mehr Ladung transportieren könnten und nicht mehr so stark tidegebunden wären.“ Ein weiteres Anliegen von Anker Schiffahrt an die politisch Verantwortlichen in Bund und Land ist die zeitnahe Umsetzung des geplanten Großschiffsliegeplatzes für die größer werdenden sowie tiefer gehenden Autotransporter und Forstschiffe – was letztlich mehr Ladung für den Emder Hafen ermöglichen würde. (cb)

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