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Magazin für Häfen, Schifffahrt und Logistik

Ein starkes Trio

Drei Terminals mit drei Konzepten in drei Bundesländern: Enns, Wien und Graz sind wichtige Gateways für die bremischen Häfen und für Wilhelmshaven.

Fotos: Freepik, ohawlicek/CTE, Haider, Mariko, WienCont/Steve

Die enge Zusammenarbeit mit den Handelspartnern in aller Welt ist für die bremischen Häfen und Wilhelmshaven ebenso unerlässlich wie für den österreichischen Außenhandel. Mehrfach hat daher die bremenports-Veranstaltungsreihe Logistics Talk bereits in Enns, Wien und Graz stattgefunden. Genau analysiert wurde die Bedeutung des maritimen Hinterlands zuletzt durch das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik im Rahmen der Prognose des See- und Hinterlandverkehrs der bremischen Häfen. Nach der 2020 veröffentlichten Studie ist die Alpenrepublik mit 166.000 TEU im Jahr 2018 und einem Marktanteil von 23 Prozent der zweitgrößte Auslandsmarkt für die bremischen Häfen. Gegenüber dem Basisjahr 2013 bedeutet das eine Steigerung des Hinterlandvolumens um 99 Prozent. Dabei werden lediglich drei Prozent der Container aus Österreich per Lkw angeliefert, 97 Prozent entfallen auf die Bahn.

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ENNS

Unweit der Stadt Linz liegt das Container Terminal Enns (CTE). Wer allerdings glaubt, dass es beim Umschlag dort aufgrund der mit rund 12.000 Einwohnern beschaulichen Stadt eher ruhig zugeht, täuscht sich gewaltig. Der Standort profitiert gleichermaßen von seiner Lage im Bundesland Oberösterreich als größtem Industriestandort des Landes und seiner Nähe zu Niederösterreich mit wichtigen Wirtschaftszentren. Für dieses Jahr wird für das Containerterminal ein Jahresvolumen von 400.000 TEU angestrebt. „Das ist durchaus beachtlich, weil wir kaum kontinentale Transporte anbieten“, unterstreicht Geschäftsführer Otto Hawlicek. „Wir sind der größte maritime Standort in Österreich.“

Leistungsfähigkeit der Nordhäfen

Entscheidend für die Wahl des Hafens sind mehrere Faktoren: „Je mehr Fahrtgebiete, je höher die Anlauffrequenz der Schiffe und je schneller die Abfertigungszeit der Züge im Seehafen, desto attraktiver wird der Hafen für die Ladungsströme aus dem Hinterland“, erläutert Hawlicek. Er sehe die Nordseehäfen gern auch als geografisch und wirtschaftlich eng verbundenes maritimes Leistungszentrum. „Bremerhaven als Spezialist für Amerika, Wilhelmshaven als moderner und leistungsfähiger Tiefwasserhafen und Hamburg als Tor nach Asien – das sind die Fahrtgebiete, die am stärksten nachgefragt werden. Hier können die Nordseehäfen voll punkten.“ Entsprechend gut ist die Anbindung dorthin. „Unter anderem zu den Häfen in Bremerhaven, Wilhelmshaven und Hamburg gibt es tägliche Verbindungen, die im Nachtsprung abgewickelt werden“, erläutert Hawlicek. „Ab Enns laufen die Zugsysteme dann weiter nach Wien, Linz und Graz.“ Von diesen Standorten fahren auch eigene direkte Züge zu den Seehäfen, ein guter Teil verkehre aber über Enns. Maritime Verkehre müssten einfach hier am CTE vorbei, um nach Ost-, Zentral- und Südösterreich zu gelangen. „Wenn man so will, sind wir das Gateway von maritimen Verkehren von und nach Österreich“, so der Geschäftsführer.

Positiver Geschäftsverlauf trotz Pandemie

Die Auswirkungen der Coronakrise halten sich in Enns bisher in Grenzen: „Die Einbrüche im Frühjahr von etwa 20 Prozent konnten wir ab den Sommermonaten aufholen“, sagt Hawlicek. „Mit einem Mengeneinbruch von lediglich zwei Prozent im Vergleich zu 2019 ist 2020 für uns sehr gut gelaufen – wir sind glimpflich durch die Pandemie gekommen.“ Bislang setze sich dies fort: „Verglichen mit Jänner und Februar 2020 stehen wir sehr gut da.“

Fakten

Container ­Terminal Enns

Terminalfläche: 275.000 Quadratmeter
Jahreskapazität: 600.000 TEU
Krananlagen: 4
Kranbare Gleise: 11
Ganzzugrundläufe pro Woche: über 50
Gesellschafter: M. Kaindl Holzindustrie (51 %) und die Deutsche Bahn (49 %)

Weitere Informationen

WIEN

In der Landeshauptstadt Wien und ihrer unmittelbaren Umgebung haben viele große und internationale Logistikunternehmen ihre österreichischen Hauptsitze. Mit WienCont befindet sich dort ein weiteres großes österreichisches Umschlags-­terminal, an dem pro Jahr ebenfalls rund 400.000 TEU umgeschlagen und bis zu 120 Ganzzüge pro Woche abgewickelt werden. „Ein Drittel unserer Ladung ist maritim und geht nach Bremerhaven, Wilhelmshaven und Hamburg“, berichtet Geschäftsführer Harald Jony, „und gerade unser maritimes Geschäft ist gewachsen.“ Positiv entwickelt habe sich aber ebenso das Kontinentalgeschäft nach Ungarn und in die Türkei, das von drei großen Operatoren täglich angeboten wird. Das sei natürlich auch für die Hinterlandanbindung aus den norddeutschen Seehäfen interessant: „Maritim und kontinental ergänzen sich gut“, unterstreicht Jony.
Außerdem sei WienCont nach Angaben des Geschäftsführers nicht nur das größte Leercontainerbüro des Landes, sondern auch der größte Containerhändler. „Selbst alte Stahlcontainer machen wir wieder fit für den Projektlauf und das One-Way-Shipping“, so Jony. 

Wachstum und Digitalisierung vorantreiben

 Zu den derzeitigen Herausforderungen zähle insbesondere die Digitalisierung. „Viele Prozesse erfolgen bereits papierlos“, berichtet Jony, „das wollen wir noch weiter vorantreiben.“ So wird beispielsweise bereits bei der Einfahrt das Kennzeichen der rund 800 Lkw pro Tag gescannt, sodass jederzeit eine genaue Verortung auf dem Terminal möglich ist. Die Stapler­fahrer verfügen über Tablets mit eigens für das Terminal von WienCont selbstprogrammierter Software und wissen daher immer genau, wo sich jeder Container befindet. Trotz der vielen Aktivitäten darf Jony ein anderes Thema jedoch nicht aus dem Blick verlieren. Der Geschäftsführer erwartet extreme Zuwächse: „In der ersten Märzwoche hatten wir acht zusätzliche Züge nach Deutschland und in die Niederlande.“ Die Kunst sei es nun, das Wachstum und die Digitalisierung parallel voranzutreiben. 

Containerreparaturen verdoppelt

 Die Pandemie habe sich bisher nicht negativ ausgewirkt: „2020 haben wir nichts davon gemerkt, wir hatten mehr Geschäft denn je“, so Jony. „Wenn im Gesamtgefüge weniger Ladung wäre, würden wir das sofort merken.“ Zeitweise um 50 Prozent zugenommen haben hingegen die Container-­reparaturen. „Aufgrund der großen Nachfrage an Equipment mussten einige Kunden auch Kompromisse beim Zustand der Container machen, was natürlich gut für uns war, weil so auch stärker benutzte Boxen gefragt waren“, berichtet der Geschäftsführer. Auch die rund 700 eigenen Container hätten geholfen, den Bedarf zu befriedigen.

Fakten

Container ­Terminal Wien

Terminalfläche: 200.000 Quadratmeter
Jahreskapazität: über 400.000 TEU
Portalkräne: 3
Kranbare Gleise: 4
Ganzzüge pro Woche: 120
Gesellschafter: Hafen Wien (95,84 %) und CN Logistics and Service Group (4,16 %)

Weitere Informationen

GRAZ

In der Steiermark gibt es nicht nur mehr Wald und Forstprodukte als in der gesamten Schweiz, sondern mit dem Cargo Center Graz (CCG) auch eines der bedeutendsten Güterverkehrszentren südlich der Alpen. Zu den Exportgütern zählen insbesondere Holz, Papier und Maschinen, die über Bremerhaven ausgeführt werden. Eine besondere Bedeutung für den Standort Graz hat zudem das Segment Automotive. Schließlich befindet sich hier nicht nur der größte Standort des Automobilherstellers Magna Steyr weltweit, sondern auch der einzige, an dem Fahrzeuge produziert werden. „In Graz werden beispielsweise die Mercedes-Benz G-Klasse, der BMW 5er und der Jaguar I-Pace produziert, die dann über Bremerhaven als wesentlichen Exporthafen containerisiert verschifft werden“, berichtet Geschäftsführer Christian Steindl. Für die Partner des CCG werden über eine neutrale Logistikplattform des in Public-private-Partnership betriebenen bimodalen Terminals regelmäßig kombinierte Verkehre in die Nordhäfen wie Bremerhaven und Hamburg angeboten. „Unser Alleinstellungsmerkmal sind die Ganzzugverkehre ab Koper und Triest nach Graz und nach Enns, insbesondere für den US-Export ex Bremerhaven“, erläutert Steindl. Über Enns sei zudem auch Wilhelmshaven angebunden.

Leichtes Wachstum für 2021 erwartet

Die größte Herausforderung in der Pandemie sei bisher die nicht ausreichende Verfügbarkeit von Leercontainern gewesen. „Im Vergleich zu 2019 haben wir im vergangenen Jahr mit 215.000 TEU rund zehn Prozent weniger umgeschlagen“, so der Geschäftsführer. Für 2021 erwartet er aber wieder ein leichtes Wachstum. „Das hängt natürlich stark von den Fortschritten bei den Impfungen und auch von regionalen Entwicklungen ab.“

Zweites Terminal soll Umschlag verdoppeln

Die bisherige Umschlagskapazität in Graz soll sich in den kommenden drei Jahren von 250.000 TEU auf 500.000 TEU verdoppeln. „Wir planen ein zweites Terminal auf einer Fläche von 100.000 Quadratmetern, das in mehreren Stufen bis 2024 in Betrieb genommen werden soll“, berichtet Steindl. Um die Prozesse weiter zu optimieren, soll im CCG bis zum Jahresende zudem eine neue IT-Lösung implementiert werden: „Es wird dann alles vom Artikel bis zur Rampenplanung digitalisiert, sodass der Kunde artikelbezogen jederzeit informiert werden kann.“ (cb)

Fakten

Cargo Center Graz

​Terminalfläche: 110.000 Quadratmeter
Jahreskapazität: 250.000 TEU
Portalkräne: 2
Kranbare Gleise: 4
Ganzzugverbindungen pro Woche: 15
Gesellschafter: Andradit Vermögensverwaltung, BWN Beteiligungen, Glanz Beteiligung, Ritter Properties, RLB – ­Beteiligungs- und Treuhandgesellschaft, RWL Transport, Wenzel Logistics, Steier­märkische Bank und Sparkassen Aktien­gesellschaft

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