Im November feierte das Unternehmen Anker Schiffahrt seinen 60. Geburtstag in Emden – und damit sechs Jahrzehnte, in denen die hundertprozentige Leschaco-Tochter nicht nur ihr Servicespektrum für die Automobil- und Papierindustrie kontinuierlich erweitert hat, sondern auch ihr Kompetenzfeld für hafenspezifische Dienstleistungen.
Im Laufe der Jahre konnte Anker Schiffahrt sein Leistungsportfolio sukzessive ausbauen. So folgte 1983 die erste Verschiffung von Zellstoff für den Kunden UPM-Kymmene aus dem finnischen Kotka nach Emden, ehe man sich 1993 dazu entschloss, den damaligen Finnland-Verkehr mit Zellstoff, Papierrollen und Schnittholz komplett in die größte Stadt Ostfrieslands zu verlagern. Mit diesem Schritt war der maritime Dienstleister keinesfalls auf dem sprichwörtlichen „Holzweg“, sondern hatte die Basis für sein zweites Standbein geschaffen. Heute wird das breite Dienstleistungsspektrum von Anker Schiffahrt durch weitere maritime Angebote abgerundet – von der Klarierung und Stauerei über die Abwicklung von RoRo- und Projektverladungen bis hin zu trimodalen Nachläufen und logistischen Gesamtkonzepten.
„Man muss das Rad nicht zwangsläufig neu erfinden. Manchmal ist es auch gut, seine vorhandenen Kompetenzen zu nutzen sowie in die Modernisierung und die Kapazitäten seiner Beschäftigten zu investieren“, erläutert Jan Remmers. Dann belegt er den zweiten Teil seiner Aussage mit einem Verweis auf die jüngsten Aktivitäten des von der Bremer Familie Conrad inhabergeführten Unternehmens. Beispielsweise hat Anker Schiffahrt 2021 seinen Lkw-Verladeplatz für die Be- und Entladung von Fahrzeugtransportern um die doppelte Größe erweitert und ein modernes Abfertigungsgebäude errichtet. Im Mai 2023 weihte man dann ein neues Sozialgebäude in Emden ein, ehe im Mai 2024 die Fertigstellung eines neuen Büros folgte, das auf dem Fundament des alten Gebäudes von 1966 errichtet wurde.
Partnerschaften zur Stärkung der Marktposition
Weitere strategische Partnerschaften und Allianzen bilden neben der engen Zusammenarbeit mit Volkswagen und UPM-Kymmene wesentliche Elemente bei der stetigen Orientierung von Anker Schiffahrt an den Bedürfnissen des Marktes. So gründete man 1987 gemeinsam mit Volkswagen Logistics und zwei weiteren Gesellschaftern die Autoport Emden GmbH. Dieses Gemeinschaftsunternehmen hat inzwischen weit über 20 Millionen Fahrzeuge über den Emder Hafen im- und exportiert. Zudem besteht mit PWL Peter W. Lampke und der Meyer Werft Papenburg seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit. Ende 2023 hat sich diese Liste mit STE – Stevedoring and Terminal Emden um einen weiteren Namen erweitert. Dahinter verbirgt sich ein Joint Venture von Anker Schiffahrt und Ems Ports Agency & Stevedoring (EPAS), in dessen Rahmen die Gesellschafter ihre Kompetenzen in den Bereichen Automotive und Forstprodukte beziehungsweise in der On-/Offshore- und Gefahrgutlogistik bündeln. Beide werden ihre bisherigen Kernaktivitäten in vollem Umfang eigenständig fortführen, bieten aber gemeinsam vielfältige Dienstleistungen und Möglichkeiten weiteren Interessenten im Gesamtpaket an. „Wir arbeiten hier im Team, und das alles sind wichtige zukunftsweisende Schritte, um uns auch weiterhin als führender Logistikdienstleister in der Region und als bedeutender Teil einer globalen Logistikgruppe behaupten zu können“, sind sich Remmers und die beiden Prokuristen bei Anker Schifffahrt, Sönke Kempe und Tilo Hoff, einig.
Keine Sorgenfalten trotz aktueller Wirtschaftslage
Trotz aller gegenwärtigen Probleme auf dem deutschen Automobilmarkt im Allgemeinen und bei Volkswagen im Besonderen strahlen Remmers und seine Kollegen eine gewisse Portion Gelassenheit aus: „Wir haben in 2024 insgesamt 1,2 Millionen Fahrzeuge im Im- und Export über Autoport umgeschlagen. Und wir gehen nach aktuellen Erkenntnissen davon aus, dass diese Mengen nicht einbrechen werden – was uns VW anhand der letzten Volumenprognosen bestätigt hat“, so Kempe.
Auch was die Abwicklung von Forstprodukten betrifft, lassen sich keine größeren Sorgenfalten auf den Gesichtern der Verantwortlichen ausmachen. „Papier und Zellstoff werden immer laufen, auch wenn zahlreiche Unternehmen längst das papierlose Büro ausgerufen haben“, ist sich Hoff sicher. Das liege unter anderem daran, dass beide Produkte „nachhaltige Allrounder“ seien und nicht nur für Druckerzeugnisse und Kartons genutzt werden können, sondern zum Beispiel auch in Hygieneprodukten, Textilien und Autofiltern zum Einsatz kommen. Da passt es auch bestens in das Konzept von Anker Schiffahrt, dass vor wenigen Wochen der Vertrag mit UPM-Kymmene über die Abfertigung von Forstprodukten um weitere drei Jahre bis Ende 2027 verlängert wurde. Darüber hinaus konnten Verträge mit einem weiteren Zellstofflieferanten aus Südamerika geschlossen werden. Und für den Fall, dass doch mal eines der beiden Hauptstandbeine stärker als erwartet schwächeln sollte, hat Anker Schifffahrt – dank seiner Diversifikation und seiner vielfältigen hafenspezifischen Dienstleistungen – ja noch weitere maritime Asse im Ärmel(bre)
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Fakten
Anker Schiffahrt
Konzern: 100-prozentige Tochter von Lexzau, Scharbau (Leschaco)
Gründung: 1956 in Bremen und 1964 in Emden
Firmensitz: Emden
Geschäftsfelder: Automobilumschlag, Forstprodukte, hafenspezifische Dienstleistungen und Schifffahrtsagentur
Beschäftigte: circa 300 inklusive der Schwesterfirma Anker Service