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China kommt nach Wilhelmshaven

Auf einer Fläche von etwa 20 Hektar entsteht im Norden des Güterverkehrszentrums JadeWeserPort der neue China Logistics-Wilhelmshaven Hub. Für den Standort könnte dies langfristig nicht nur bis zu 100.000 TEU mehr Umschlag, sondern auch bis zu 250 neue Arbeitsplätze bringen.

Fotos: JadeWeserPort, Starline/Freepik

Bestenfalls hat man zumindest ein schlagendes ­Argument, um Kunden von einer Ansiedlung zu überzeugen. Bei den Verhandlungen für den ­China Logistics-Wilhelmshaven Hub ­waren es sogar gleich drei. „Wir konnten vor allem mit der Größe unserer Flächen, dem Erweiterungspotenzial und der ­sofortigen Verfügbarkeit punkten“, berichtet Andreas Bullwinkel. Im Februar dieses Jahres konnten der Geschäftsführer von ­Container ­Terminal Wilhelmshaven JadeWeserPort ­Marketing (JWPM) und China Logistics den Erbbaurechtsvertrag für den neuen Hub unterzeichnen. Auf einer ­Fläche von 20 Hektar sollen hier ab 2021 chinesische Waren umgeschlagen werden.

Doch der Reihe nach. „Vor fünfeinhalb Jahren hatte unser Repräsentant Zhang Hui in China im Zuge seiner Akquisitionstouren erstmals auf einer Messe Kontakt zu Vertretern von China Logistics aufgenommen“, berichtet Bullwinkel. Im Laufe der weiteren Gespräche und Verhandlungen, mit denen auch etwa 20 Termine vor Ort verbunden waren, zeigte sich, dass China Logistics sich in Richtung Europa orientieren will und dafür auch ein eigenes GVZ benötigt. „Die größte Herausforderung bestand anfangs ­darin, uns mit unserem damals noch kleinen Standort gegen den etablierten Hafen in Antwerpen behaupten zu können“, erinnert sich der JWPM-Geschäftsführer. „Im Gegensatz zu den ­Belgiern haben wir jedoch den Vorteil, in unmittelbarer Nähe zum Terminal unbelastete, freie und bau­fertige ­Flächen zu haben.“ Zudem bietet Wilhelmshaven als einziger deutscher Standort einen Tiefwasserhafen. Diese Allein­stellungsmerkmale hätten China Logistics mit Sitz in Peking, das als eines der größten Logistikunternehmen Chinas gilt und 58 Logistikzentren mit rund acht Millionen Quadratmetern Fläche betreibt, letztlich überzeugt.

Erstbetrieb für Frühjahr 2021 geplant

Bevor es nun wirklich losgeht, müssen jedoch noch ein paar administrative Hürden genommen werden. „Wir gehen ­davon aus, dass der Bauantrag für die Grundkonfigu­ration der 40.000 Quadratmeter großen Halle zügig bearbeitet wird“, sagt Bullwinkel. „In Wilhelmshaven haben wir bisher sehr gute Erfahrungen gemacht.“ Hinzu kommen im ersten Schritt 110.000 Quadratmeter ungedeckte Lagerflächen. Das Anschlussgleis ist bereits gelegt, vonseiten China Logistics müssen nur noch die Weiche und drei oder vier parallele Gleise mit einer Länge von etwa 250 Metern gelegt werden. Zeitliche Verzögerungen seien hier nicht zu erwarten: „Solche ­Großprojekte werden von Bauunternehmern gern genommen“, betont der Geschäftsführer. Insgesamt werde mit einer Bauzeit von etwa neun Monaten gerechnet. „Unser Ziel ist es, dass China Logistics den Erstbetrieb im April oder Mai 2021 aufnehmen kann.“ Investiert werden dafür in der Endausbaustufe 100 Millionen Euro. Im ersten Schritt ­werden Kosten in Höhe von 25 Millionen Euro für die Halle und die ungedeckte Lagerfläche veranschlagt

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Fakten

Auf 20 Hektar Baufläche entstehen im ersten Schritt eine 40.000 Quadratmeter ­große Halle und 110.000 Quadratmeter ungedeckte Lagerflächen für das neue Verteilzentrum von China Logistics.
Der China Logistics-Wilhelmshaven Hub soll im Frühjahr 2021 den Betrieb aufnehmen.

Chinesen werden bei der Akquise unterstützt

Hinsichtlich der Ladungssegmente ist davon auszugehen, dass die Chinesen als Erstes solche angehen, die am schnellsten funktionieren. „Automotive könnten ­beispielsweise ­relativ zügig umgesetzt werden“, erwartet ­Bullwinkel. Hier könnte auch die Bahnanbindung von ­Wilhelmshaven für China Rail interessant werden. „Für den Transport per Schiff könnten zudem Steinwaren und Baumarktgüter dazugehören, da die Chinesen in dem Markt bereits gut vernetzt sind.“ Bei Lebensmitteln könnte es nach seiner Einschätzung hingegen etwas länger dauern. Ähnlich sei es mit Kühlware, für die sich die Chinesen erst noch auf dem europäischen Markt etablieren müssen. Bei seinen ­Vertriebsaktivitäten dort und in Deutschland kann China Logistics dafür auf die Unterstützung des ­JadeWeserPorts ­setzen, beispielsweise durch gemeinsame Besuche bei ­Kunden. „Die ­Chinesen sind sehr dankbar für unsere Marktkenntnisse“, so ­Bullwinkel. ­Inwieweit sich der JadeWeserPort hier engagiert, hängt ­jedoch auch davon ab, wer Betreiber der Halle wird. „Handelt es sich dabei um ein deutsches oder europäisches ­Unternehmen, gehen wir davon aus, dass der Vertrieb in dessen Händen liegen wird, bringen uns aber bei Bedarf auch dann gern ein.“

Genügend qualifizierte Mitarbeiter

Wann wie viel an zusätzlicher Ladung mit der Inbetriebnahme des neuen Hubs in Wilhelmshaven umgeschlagen wird, ist derzeit schwer abzuschätzen. Bei der Seefracht ist oft wenig transparent, welche Endabnehmer und Spediteure der jeweiligen Ladung zuzuordnen sind. Fest steht jedoch: „Bei bestehender Ladung ist die Umverteilung mit 2,5 bis 3 Prozent tendenziell gering“, so Bullwinkel. „Allerdings wechseln die Player oft, und auch zusätzliche Mengen sind möglich“, sagt Bullwinkel. Das könnte insbesondere Auto­motive betreffen, beispielsweise die Zulieferer für Elektro­mobilität, durch die zusätzliche Ladung in den Markt kommt. Bullwinkel denkt gern positiv:

„Wenn zu den beiden bestehenden Asiendiensten AE5 und AEU1 noch ein dritter mit rund 100.000 TEU pro Jahr hinzukäme, wäre das ein gutes Argument für EUROGATE, die Endausbaustufe des Terminals anzugehen.“

Fest steht bereits, dass der China Logistics Hub neue Arbeitsplätze für den Standort Wilhelmshaven bringen wird. „Wir gehen von 50 bis 80 gewerblichen Mitarbeitern nach Fertigstellung der ersten Halle aus“, berichtet Bullwinkel. „Wenn der Hub voll ausgebaut sein wird, könnten bis zu 250 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.“ Dass Wilhelmshaven mit etwa zehn Prozent Arbeitslosigkeit deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt, ist in diesem Fall einmal kein Standortnachteil: „Wir haben genügend qualifizierte Mitarbeiter“, betont Bullwinkel. Zudem gebe es in diesem Fall aufgrund der langfristigen Planung einen Vorteil: „Wir können die Arbeits­agentur sehr früh darüber informieren, welcher Bedarf mit welcher Qualifikation für den neuen Hub erforderlich ist, sodass das Jobcenter rechtzeitig mit Schulungen und Weiterbildungen beginnen kann.“ Weil die neuen Arbeitsplätze und ein zusätzlicher Umschlag in Wilhelmshaven mehr als gewünscht sind, fällt sein Resümee dann auch für einen Geschäftsführer etwas emotionaler aus: „Wir sind schon stolz, dass das geklappt hat.“ (cb)

Freude auf beiden Seiten – kurz nach der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding (MoU) im Juni 2019;
erste Reihe: Li Xiangyang (CL General Manager) und Andreas Bullwinkel (JWPM);
zweite Reihe: Zhang Shuangyan (EUROGATE), Zhang Hui (JWPM), Wang Jingsong (CCT) und Tong, Laiming (Vice President CCT) sowie Fu Zixuan (CL) und Shi Stephanie (Weifang Center Germany);
dritte Reihe: Jörn Kamrad (EUROGATE) und Ingo Meidinger (JWPM)

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