Für sein Konzept „Engineering Sustainable Transports of Tomorrow“ wurde Hansa Meyer Global im Januar mit dem „BHV-Projektlogistik-Award“ ausgezeichnet. Trotz aller Freude darüber blickt man bei dem Bremer Unternehmen mit gemischten Gefühlen auf die aktuelle Weltlage.
Viel Erfahrung sorgt für einen reibungslosen Ablauf: Die Entladung eines 800 Tonnen schweren Reaktors auf eine Barge im Hafen von Batam (Indonesien).
Fotos: Hansa Meyer Global, Eckhard Arndt
Die aktuelle Auszeichnung der BHV – Bremischen Hafen- und Logistikvertretung erfolgte für einen vielseitig verwendbaren Transportrahmen mit einem Eigengewicht von 22 Tonnen, den das Bremer Unternehmen zusammen mit seinen hauseigenen Heavy-Haul-&-Rigging-Experten konstruiert hat. Dieser Rahmen ermöglicht bei überdimensionalen Schwertransporten mit Stückgewichten von bis zu 200 Tonnen zum Beispiel den Verzicht auf Kesselbrückenequipment oder zusätzliche hydraulische Achsen, um einen Abstand der Lastaufnahmepunkte von 3,90 Metern in der Breite zu überwinden. „Mit dieser Planungsidee zeigen wir, wie sich auf smartem Weg der teure Einsatz von Spezialequipment in Emerging Markets nachhaltig reduzieren lässt“, erläutert Jan-Dirk Schuisdziara, Managing Shareholder von Hansa Meyer Global. Mit der Eigenkonstruktion lassen sich nach seiner Aussage die Transportkosten, beispielsweise für Großbauteile, um 30 bis 40 Prozent reduzieren. „Gleichzeitig sinkt der Mobilisierungsaufwand gegenüber dem klassischen Spezial-Equipment – und damit auch der CO2-Abdruck – um bis zu 75 Prozent“, rechnete Schuisdziara vor.
Transportarchitekten mit Maßanfertigungen
„Wir verstehen uns als Transportarchitekten“, macht auch Henrique Wohltmann, Managing Shareholder von Hansa Meyer Global, deutlich. Gleichzeitig unterstreicht er, dass jeder Transport aus seinem Hause eine individuelle Maßanfertigung sei. Die Ideen seiner Mitarbeiter und Kooperationspartner sind dabei nahezu grenzenlos. Mögliche Grenzen werden ihnen jedoch im Tagesgeschäft durch geografische Gegebenheiten und die Infrastruktur gesetzt. „Das Schlimmste sind immer Tunnel, durch die die Ladung nicht mit ihrer Breite oder Höhe passt. Entscheidet man sich dann für einen Umweg, bedeutet das immer Zeitverlust und höhere Kosten“, so Wohltmann. Deshalb habe man sich beispielsweise bei einem Projekt auch mal dazu entschieden, die obere Fahrbahndecke abzutragen und die Luft aus den Reifen des Trailers zu lassen. Auf diese Weise konnte die Ladung dann eine Unterführung passieren. „Das war Millimeterarbeit, aber die bestmögliche Lösung“, erinnert sich Wohltmann.
Aber Hansa Meyer Global kann nicht nur Projektlogistik, also „groß“ und „schwer“, sondern auch „schnell“ und „leise“. So mussten zum Veröffentlichungstermin des neuen Albums eines berühmten US-Rappers im vergangenen Jahr kurzerhand 250.000 Vinyl-LPs vom Presswerk in Polen in die Vereinigten Staaten transportiert werden – und zwar unter höchster Geheimhaltung. Das gelang, und zwar erst via Lkw nach Leipzig und dann per Luftfracht mit einem Boeing 747-Vollcharterflug nach Los Angeles. „In dem Auftrag war im wahrsten Sinne des Worte Musik drin – nicht nur wegen des Zeitdrucks“, betont Schuisdziara mit einem Schmunzeln. „Die restlichen 750.000 Alben konnten entspannt mit dem Seeschiff in die USA verladen werden.“
Nicht ganz so entspannt blicken die beiden Experten in die Zukunft und auf die vergangenen Jahre. „Natürlich sind die Coronapandemie und der Ukraine-Krieg auch an uns nicht spurlos vorbeigegangen. Aber der große Einbruch ist ausgeblieben. 2023 gestaltete sich dann auch schon wieder so stabil, wie das in den Jahren 2017 und 2018 der Fall war“, bilanziert Wohltmann. Die größten Probleme der zurückliegenden vier Jahre seien seiner Ansicht nach die „maximale Verunsicherung im Markt und die unkalkulierbar schwankenden Transportkosten“ gewesen. Mit Blick auf die Niedrigwassersituation im Panamakanal und die aktuelle Lage im Roten Meer beschleicht Schuisdziara indes ein ungutes Gefühl: „Die Zeiten sind wieder einmal herausfordernd. Und sie könnten für die gleiche Verunsicherung im Markt sorgen, die wir erst vor Kurzem erlebt haben.“ Deutlich positiver als auf die aktuelle Weltlage schauen er und sein Kollege indes auf den Projektlogistikmarkt. „Dieser wird wiederkommen, und zwar richtig. Da bin ich mir sicher“, so Wohltmann, „denn es werden wieder mehr Bauvorhaben getätigt und zunehmend Projekte für erneuerbare Energien realisiert.“ In diesem Kontext haben beide für die nächsten Jahre vor allem vier Destinationen als Zielmärkte ins Visier genommen – Saudi-Arabien, Westafrika, Brasilien und Mexiko. (bre)
Fakten
Hansa Meyer Global
Gründung: 1986
Mitarbeiter: ca. 230
Netzwerk Weltweit: 22 Niederlassungen
Servicebereiche: Projects, Heavy Haul & Rigging, Logistic Solutions, Airfreight, Consulting