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Sicherheit dank vieler Standorte

Wie sich in den kommenden Wochen und Monaten die Energieversorgung gestaltet, ist ungewiss. Fest steht jedoch, dass die deutschen Seehäfen dabei künftig eine wichtige Rolle übernehmen werden. Denn unter anderem die nun dringend benötigten Terminals werden genau hier entstehen – zunächst für den Import von LNG, künftig von grünem Gas.

Per Schiff soll künftig LNG – beispielsweise aus Katar und den USA – direkt nach Deutschland geliefert werden. Hierzulande übernehmen im ersten Schritt mobile LNG-Terminals, sogenannte FSRUs (Floating Storage und Regasification Units), die Lagerung und Verflüssigung. Später werden feste Anlagen gebaut. In Niedersachsen sind hierfür sowohl Wilhelmshaven als auch Stade als Standorte optimal aufgestellt.
Ob zuerst Putin oder doch Deutschland den Gashahn abdrehen wird, vermag heute niemand zu sagen. Fest steht aber, dass der Import von bisher jährlich rund 50 Milliarden Kubikmetern (billion cubic metres, bcm) Erdgas aus Russland ab dann durch Gas aus anderen Ländern ersetzt werden muss. Um dies sehr kurzfristig umzusetzen, sind FSRUs (Floating Storage and Regasification Units), sozusagen schwimmende Gasfabriken, die einzige Lösung. Eine davon schafft pro Jahr etwa neun bcm, also knapp 20 Prozent des zu ersetzenden Gases.

Mittelfristig wird sich der Fokus dann verschieben, da der Energiemix zunehmend von den erneuerbaren Energien geprägt sein wird. Das bedeutet Biogas, und zwar besonders aus Windkraft und Photovoltaik. „Wichtig ist dabei, dass wir die Infrastruktur für die Anlandung von LNG heute so bauen, dass sie morgen auch für grünes Gas geeignet ist“, erläutert Christian Budde, Pressesprecher im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. „Denn wir werden unabhängig von der aktuellen Lage immer auf den Import von grünem Gas angewiesen sein.“

Kurzfristig mobile, künftig feste Anlagen

In Niedersachsen bieten mit Wilhelmshaven und Stade gleich zwei Standorte gute Voraussetzungen, um kurzfristig in mobilen Anlagen per Schiff importiertes Flüssiggas (LNG) sowohl zu lagern als auch für die weitere Nutzung zu regasifizieren. Dabei könnten in Wilhelmshaven bereits bis Mitte kommenden Jahres zwei solcher FSRUs im Rahmen der Projekte von Uniper und NWO festmachen. Die Gasanbindungsleitung des Erdgas-Fernleitungsbetreibers Open Grid Europe (OGE) könnte bis Ende 2022 eine Transportkapazität von 15 bis 20 bcm zur Verfügung stellen, die des Wilhelmshavener Unternehmens Nord-West Oelleitung (NWO) eine weitere mit einer Kapazität von 4 bcm bis Ende 2023.

Neben den schwimmenden Anlagen gibt es weitere Projekte für feste Anlagen, unter anderem das Projekt des belgischen Unternehmens Tree Energy Solutions (TES). Hierbei geht es allerdings in erster Linie um den ersten großen europäischen Green Energy Hub, der nachhaltige und kostengünstige klimaneutrale Energie herstellt und handelt und für grünes Gas ab 2027 in Betrieb gehen soll. Kurzfristig kann die Anlage allerdings auch als LNG-Terminal genutzt werden. Im Rahmen eines Projekts von Uniper könnte zudem bis 2025 bis zu 10 bcm grüner Ammoniak angelandet werden. In Stade könnten es zur gleichen Zeit im Zuge des Projekts Hanseatic Energy Hub (HEH) 13 bcm LNG sein.

Langfristig Import von grünem Wasserstoff

Wie groß diese Importnotwendigkeit ist, wurde im Auftrag des Ministeriums zuletzt vom Institut für Solarenergieforschung in Hameln untersucht: Danach hat importierter grüner Wasserstoff auch 2050 noch einen Anteil von 32 Prozent an den Energiequellen. Realisierbar wären die dafür erforderlichen Anlagen bis 2024 in Stade und bis 2025 in Wilhelmshaven. „Mit dem geplanten Green-Gas-ready-Terminal in Wilhelmshaven verfolgt TES genau dieses Ziel und kann auf diese Weise dazu beitragen, Deutschland und Europa angesichts der aktuellen Energiekrise schnell mit LNG und in wenigen Jahren bereits mit erheblichen Mengen grüner Energie aus Übersee zu versorgen“, betont Olaf Lies, der niedersächsische Umwelt- und Energieminister.

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Das belgische Unternehmen Tree Energy Solutions (TES) plant in Wilhelmshaven den ersten großen europäischen Green Energy Hub. Kurzfristig kann die Anlage ebenso als LNG-Terminal genutzt werden.
Fotos: Höegh/FRSU at Jetty, TES
Geplant wird von TES in Wilhelmshaven ein grüner Zyklus: „Aus Ländern mit sehr gut verfügbaren erneuer-baren Energiequellen wie Solar-, Wind- und Wasserkraft wird grüner Wasserstoff hergestellt“, erläutert Chief Technology Officer (CTO) Jens Schmidt. „Diesem wird dann CO2 hinzugefügt, um grünes (CH4) herzustellen, das als ‚Energieträger‘ verwendet und mit einer eigens konstruierten Flotte von Schiffen nach Wilhelmshaven transportiert wird.“ Dort kann das grüne (CH4) wieder in grünen Wasserstoff umgewandelt werden, wobei das entstehende CO2 abgeschieden und in einem kontinuierlichen geschlossenen Kreislaufsystem per Schiff in die Erzeugerländer zurückgeführt wird. „So garantieren wir, dass das CO2 niemals den Kreislauf verlässt, und vermeiden Treibhausgasemissionen“, unterstreicht Schmidt.

In der Anfangsphase können in Wilhelmshaven bei 25 Terawattstunden grünem Gasimport pro Jahr mehr als eine halbe Million Tonnen Wasserstoff produziert und importiert werden. Diese Kapazität soll dann auf 250 Terrawattstunden pro Jahr in der Endstufe und damit auf mehr als fünf Millionen Tonnen Wasserstoff steigen – ein wichtiger Beitrag zur deutschen und europäischen Wasserstoff- und Klimaschutzstrategie. „Wenn keine weiteren Genehmigungsverzögerungen auftreten, kann die Anlage inklusive Regasifizierung Mitte bis Ende 2025 in Betrieb genommen werden“, so Schmidt. „Ab 2027 wird dann stufenweise der Import von grünem Gas hochgefahren und ersetzt somit das zwischenzeitlich importierte LNG bis 2045 vollständig.“

Potenzial auch für Bremen

Der Import von grünem Wasserstoff bietet auch Chancen für die bremischen Häfen, die für den Umschlag von mit Schiffen gebrachtem grünen Wasserstoff prädestiniert seien, sagt die Bremer Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Dr. Claudia Schilling. „Eine von uns in Auftrag gegebene Studie mit dem Titel ‚Untersuchung zur Entwicklung und dem Aufbau einer hafenbezogenen Wasserstoffwirtschaft‘ wird uns weitere Erkenntnisse für den zukunftsgerechten Umbau unserer Hafenwirtschaft geben.“

Künftig dürfte außerdem die Bedeutung der Häfen insbesondere im Hinblick auf den Ausbau der Offshore-Windenergie zunehmen. In Niedersachsen sind das vor allem Wilhelmshaven und Stade, aber auch Emden. Überdies gehört das Deutsche Offshore-Industrie-Zentrum Cuxhaven (DOIZ) heute zu den größten Offshore-Häfen in Europa. Neu aufstellen könnten sich außerdem Häfen, die für die Energieversorgung und den Eigenimport bisher keine bedeutende Rolle gespielt haben: „Im Zuge der Energiewende und des voraussichtlich damit verbundenen wachsenden Imports von Wasserstoff oder synthetischer Treibstoffe ergeben sich auch für die bremischen Häfen neue Möglichkeiten, mehr grüne Energieträger umzuschlagen“, unterstreicht die Senatorin. (cb)

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