Die Projektspedition Logistics Plus Projects aus Bremen wurde 2018 gegründet, gehört aber zur seit Jahrzehnten etablierten Drewes-Gruppe.
Fotos: Logistics Plus Projects (3)
Logistics Plus Projects in Bremen ist zwar erst vor drei Jahren gestartet, hatte aber erleichterte Bedingungen. Schließlich war das 1996 in Pennsylvania in den USA gegründete Mutterunternehmen bereits seit über 20 Jahren auf dem Markt etabliert. Bereits 2017 übernahm die Drewes Gruppe die Mehrheit der Logistics Plus-Niederlassung in Antwerpen und gründete 2018 Logistics Plus Projects in Bremen.
Die Unternehmensgruppe wiederum ist bereits in der vierten Generation in den Segmenten Schifffahrt und Logistik etabliert, zugleich aber stets dabei, sich weiterzuentwickeln. „Wir haben zu Beginn einzelne Großprojekte wie mit Siemens in Tansania realisiert, waren aber noch nicht so breit aufgestellt, wie wir es heute sind mit dem globalen Netzwerk von Logistics Plus international als auch dem der Drewes Gruppe“, berichtet der Bremer Logistics Plus Projects-Geschäftsführer Thomas Hölker. Zur Drewes Gruppe gehören darüber hinaus die Spedition Carl Polzin und die Transport- und Handelsberatungsgesellschaft (THB).
Schwerpunkt: Projektladung
Während sich Carl Polzin auf Logistikdienstleistungen für die Stahlindustrie spezialisiert hat und THB als Schiffsmakler für zahlreiche namhafte Konzerne und mittelständische Unternehmen tätig ist, agiert Logistics Plus Projects vor allem als Projektspedition. In Bremen arbeitet dazu ein interdisziplinäres zwölfköpfiges Team zusammen: Die Speditionskaufleute, Schifffahrtskaufleute und Ingenieure kümmern sich um Containerladungen (FCL und LCL), See- und Luftfracht sowie weitere Transportmodalitäten in Deutschland und Europa. „Den US-Markt deckt unsere amerikanische Gesellschaft ab, die in den USA zu den führenden Logistikern zählt“, sagt Hölker. Diese sei jedoch kein typischer Spediteur, sondern biete 3PL (Third Party Logistics), also firmenexterne Logistikdienstleistungen, und 4PL (Fourth Party Logistics), bei denen eine unabhängige Partei das Management, die Optimierung und Steuerung der Supply-Chain sowie die IT-Lösungen übernimmt.
Insbesondere die Einbindung des Unternehmens in die bei der Drewes Gruppe und die dort bestehende Expertise habe dazu beigetragen, dass Logistics Plus Projects schnell wachsen konnte: „Innerhalb von nur zwei Jahren haben wir bereits einige große Rahmenverträge zeichnen können“, erzählt der Geschäftsführer.
Trotz der sehr positiven Gesamtentwicklung hat auch Logistics Plus Projects die Folgen der Covd-19-Pandemie zu spüren bekommen. „Der Markt vor zwölf Monaten war ein ganz anderer als jetzt“, unterstreicht Hölker. „Vor einem Jahr ging das Volumen stark zurück, und viele Häfen waren geschlossen. Bei der Verschiffung von Komponenten für Windkraftanlagen hatten die Schiffe zum Teil Wartezeiten von drei bis vier Wochen.“
Glücklicherweise wurden viele Beschränkungen im Spätsommer erst etwas und dann im Herbst und Winter stärker zurückgenommen. Anschließend sei aber der Ladungsstau, der im ersten Halbjahr durch Lockdowns, Hafenschließungen und Produktionsstillstände entstanden war, ab Oktober abgearbeitet worden, was zu einer extremen Verknappung des Ladungsraums geführt habe. „Insbesondere die chinesischen Häfen waren mit Containern, Breakbulk und Stahl völlig überlastet“, berichtet Hölker. Hinzugekommen sei aber noch eine weitere Entwicklung: „Da die Situation in der Containerschifffahrt ähnlich war, hat diese reagiert und Breakbulk-Ladung zurückgelassen, was die Lage noch verschärft hat. Wir sehen derzeit eine anhaltende Tonnageverknappung in allen Bereichen – Breakbulk, Bulk und Container.“ Diese Menge werde nun abgearbeitet.
„Innerhalb von nur zwei Jahren haben wir bereits einige große Rahmenverträge zeichnen können.“
Thomas Hölker, Geschäftsführer Logistics Plus Projects
Nur dank des dafür ausgelegten Bordkrans kann im koreanischen Hafen Ulsan ein 1.047 Tonnen schwerer und 30 mal 40 mal 17 Meter großer Ammoniakbehälter für die Verschiffung nach Portland in den USA verladen werden.
Angespannter Markt auch für Breakbulk
Früher habe es dem Geschäftsführer zufolge in der Schifffahrt Zyklen von ungefähr sieben Jahren gegeben, aber diese Faustregel gelte nicht mehr: „Wir hatten zwölf schlechte Jahre und nun einen so starken Sommer, wie ich ihn noch nie erlebt habe“, betont Hölker. Dass sich die Situation kurzfristig entspannt, erwartet er nicht: „Im Segment Bulk und Breakbulk ist nicht mit Neubauten zu rechnen, da die Containerreedereien mit ihren Bestellungen viel schneller reagiert haben und die asiatischen Werften nun erst einmal ausgelastet sind.“ Wie in der Containerschifffahrt hat die Gesamtsituation zu explodierenden Frachtraten geführt: Für Breakbulk-Ladung von Asien nach Europa müssen derzeit etwa 50 bis 60 Prozent mehr bezahlt werden, und die Bunkerpreise sind auch gestiegen. „Eine Entspannung erwarte ich frühestens im vierten Quartal dieses Jahres oder sogar erst Anfang 2022“, sagt Hölker.
Mit der Entwicklung des Projektladungsgeschäfts ist der Geschäftsführer indes sehr zufrieden: „Das ist durchweg positiv zu bewerten. Die Warenströme sind normal, und wir partizipieren davon.“ Bei der Neukundenakquise helfe, das sowohl Logistics Plus als auch die Mitarbeiter schon zuvor am Markt bekannt waren. Schließlich sei es durchaus ein Hemmnis, dass der letzte echte Kundentermin aufgrund der Pandemie im September vergangenen Jahres stattgefunden hat. Das habe großen Einfluss beispielsweise bei Großkonzernen, die in Bezug auf den Gesundheitsschutz natürlich besonders vorsichtig agieren. „Vorher waren wir sehr viel unterwegs, denn Vertrauen lässt sich im persönlichen Kontakt nun einmal besser aufbauen als bei einem Videocall“, so Hölker. Die Aussichten für 2022 seien dennoch gut: „Wenn ich unsere Situation als junges Unternehmen betrachte, kann ich nur sagen, dass ich sehr zufrieden damit bin.“ Einerseits habe das Unternehmen bereits einige Festkunden, sei aber andererseits doch recht flexibel in der Kundengestaltung.
Sowohl Herausforderung als auch Chance ist Hölker zufolge die Digitalisierung. „Hier wollen wir als Nächstes die Strukturen vereinfachen.“ Anspruchsvoll sei dabei weniger die Umsetzung, als die es sehr unterschiedlichen Anforderungen der Kunden darstellten. Reichlich Schub habe es aber durch die Pandemie gegeben: „Mit der Digitalisierung setzen sich seither immer mehr Unternehmen auseinander; deshalb bin ich optimistisch, dass wir hier auch in unserem Segment mit schnellen Schritten vorankommen.“ (cb)
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