Ein Markt mit fast 1,4 Milliarden Menschen, Wachstumsraten von bis zu acht Prozent jährlich und eine junge, in weiten Teilen konsumfreudige Bevölkerung – Indien bietet ein enormes Geschäftspotenzial. Wer es nutzen will, muss allerdings einige Herausforderungen meistern.
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Die deutsch-indischen Wirtschaftsbeziehungen haben sich in den vergangenen 15 Jahren enorm entwickelt: Nachdem das bilaterale Handelsvolumen zwischen den Partnern 2006 erstmals die Zehn-Millarden-Euro-Marke überschritten hatte, lag es 2019 bereits bei 21,3 Milliarden Euro (siehe Impression, Seite 4). Damit ist Deutschland der größte Handelspartner Indiens in der Europäischen Union (EU) und rangiert unter den zehn wichtigsten Handelspartnern Indiens weltweit. „Indien ist eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt und bietet für deutsche Unternehmen vielfältige Chancen. Heute sind mehr als 1.700 deutsche Unternehmen in Indien aktiv, und die Bundesrepublik ist überdies der siebtgrößte ausländische Direktinvestor hierzulande“, unterstreicht Sonia Prashar, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutsch-Indischen Handelskammer in Neu-Delhi. Um die Realisierung von Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen in Indien weiter zu erleichtern, habe man, so betont sie, in den vergangenen Jahren verschiedene Programme wie das „Fast-Track System“ oder „Make in India“ aufgelegt. Das Fast-Track-Abkommen, das auch als „Single Window Clearance“ bekannt ist, soll bürokratische Hürden reduzieren und langjährige Genehmigungsverfahren für deutsche Firmen, die in Indien investieren wollen, vereinfachen. Mit „Make in India“ will man vor allem den Mittelstand ansprechen und Anreize für weitere ausländische Direktinvestitionen, mehr Liberalisierung und Infrastrukturentwicklung setzen.
29 Bundesstaaten und viele Unterschiede
Aber auch andere Nationen haben Indien längst für ihre Zwecke entdeckt und in ihre globalen Lieferketten eingebunden. „Inzwischen produzieren zahlreiche internationale Konzerne, unter anderem aus der Kfz- und Zulieferindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau, der Chemie- und Pharmabranche oder der Elektronikfertigung, in Indien“, berichtet Boris Alex, Indien-Experte und Director bei der bundeseigenen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI). Seiner Ansicht nach ist Indien, das seinen marktwirtschaftlichen Kurs unter Premierminister Narendra Modi seit 2014 intensiviert hat, „ein dynamischer, aber keinesfalls einfacher Markt mit hohem Wachstumspotenzial“. Herausfordernd, gerade für den Handel, sei vor allem die geografische Ausdehnung Indiens mit 29 Bundesstaaten und sieben Unionsterritorien, die sich in Sprache, Kultur und Mentalität zum Teil stark unterscheiden. „Darüber hinaus genießen diese Regionen, was die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betrifft, einen hohen Autonomiegrad. Das macht eine Marktbearbeitung nicht gerade einfacher“, umreißt Alex die Ausgangslage. Hinzu kommt für ihn, dass Indien „ein Land der Gegensätze und Extreme“ ist, dessen Wirtschaft in den vergangenen Jahren zwar einen rasanten Aufschwung genommen, aber mit erheblichen Gegensätzen zu kämpfen hat: zum Beispiel zwischen Dienstleistungs- und landwirtschaftlicher Orientierung oder zwischen IT-Experten und einem hohen Anteil von Analphabeten. „Gerade die letztgenannten sozialen Unterschiede sind in Großstädten wie Delhi, Mumbai oder Bangalore besonders sichtbar“, so Alex. Für Prashar sind diese Gegensätze allerdings kein Hemmnis, wenn es um eine fruchtbare wirtschaftliche Zusammenarbeit geht: „Indien bietet hoch qualifizierte Arbeitskräfte in verschiedenen Sektoren, insbesondere im IT-Bereich – und Deutschland hat die Möglichkeit, diese Zusammenarbeit zu erkunden. Auch Bundeskanzlerin Merkel hat bei ihrem letzten Besuch in Indien im Jahr 2019 zu mehr Zusammenarbeit in den Bereichen Digitalisierung, Innovation, Gesundheit und Landwirtschaft aufgerufen.“
„Mehr als 1.700 deutsche Unternehmen sind in Indien aktiv.“
Sonia Prashar, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutsch-Indischen Handelskammer in Neu-Delhi
Der Hafen von Haldira gehört zu den Major Ports Indiens. Er befindet sich etwa 50 Kilometer südlich von Kolkata, das früher Kalkutta hieß.
Achillesferse Infrastruktur
Hört man sich in der maritimen Wirtschaft und in der Logistik um, dann fallen beim Stichwort „Indien“ neben dem zu Anfang angesprochenen Verweis auf hohe bürokratische Hürden und langjährige Genehmigungsverfahren nicht selten – aber oft hinter vorgehaltener Hand – die Begriffe „eklatanter Fachkräftemangel“ oder „ausufernde Korruption“. Wesentlich offensichtlicher und greifbarer sind hingegen die Defizite in der Infrastruktur des Landes. Auch Alex macht deutlich: „Die Infrastruktur ist nach wie vor die Achillesferse der indischen Wirtschaftsentwicklung. Aber auch hier hat sich viel getan.“ So habe die indische Regierung in den vergangenen zehn Jahren die Ausgaben in diesem Sektor kontinuierlich erhöht und damit unter anderem neue Highways gebaut, das Schienennetz modernisiert sowie die Flughäfen in Delhi und Mumbai an internationale Standards angepasst. Parallel dazu wurde im Juli 2019 ein Investitionsprogramm mit einem Volumen von 1,4 Billionen Euro bis 2025 aufgelegt, das insgesamt 6.800 Infrastrukturprojekte umfassen soll. Mit Blick auf die maritime Wirtschaft betont Alex überdies die Bedeutung des „Sagarmala“-Programms, in dessen Rahmen seit 2015 die Hafeninfrastruktur des Landes modernisiert und ausgebaut wird – und zwar mit einem Investitionsvolumen von rund 90 Milliarden US-Dollar. „Ziel dieses Programms ist es, die Umschlagskapazitäten der rund 60 aktiven staatlichen Häfen bis 2025 auf 3,5 Milliarden Tonnen pro Jahr zu verdoppeln. Dabei ist unter anderem der Bau von sechs weiteren Großhäfen geplant – unter anderen in Wadhavan (Maharashtra), Tajpur (Westbengalen) sowie in Enayam und Sirkali (beide Tamil Nadu)“, so Alex.
Im vergangenen Jahr haben die zwölf Main Ports des Landes rund 70 Prozent des gesamten Frachtvolumens Indiens umgeschlagen. Die größten von ihnen sind Deendayal an der Westküste in Gujarat (mit 115 Millionen Tonnen in 2019) und Paradip an der Ostküste in Odisha (mit 109 Millionen Tonnen in 2019). Die Top 5 der größten Häfen des Landes werden komplettiert von JNPT, Visakhapatnam und Mumbai. „Über sie wird der Großteil des Massen- und Schüttguts sowie des Rohöls umgeschlagen“, erläutert Alex. Der drittgrößte Hafen in diesem Ranking, JNPT, ist zudem gleichzeitig der größte Containerhafen des Landes. Dort wurde 2019 rund die Hälfte des landesweiten Boxenvolumens von zehn Millionen TEU umgeschlagen. Weitere wichtige Containerhäfen sind Chennai sowie der private Hafen von Mundra im Bundesstaat Gujarat.
„Indien ist ein dynamischer, aber keinesfalls einfacher Markt.“
Boris Alex, Indien-Experte und Director bei Germany Trade and Invest (GTAI)
Auch in das Schienennetz wird investiert. Das indische Eisenbahnministerium will in den nächsten drei bis fünf Jahren rund 4.000 Eisenbahnprojekte anstoßen.
Die GST hat viel bewegt
Auch für Anand Devulapalli, Managing Director India, BLG Parekh Logistics, tragen aktuelle Reformen in Indien, insbesondere jene, die auf die logistikbezogene Infrastruktur abzielen, entscheidend zur zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit des Landes bei. BLG Parekh Logistics ist ein Gemeinschaftsunternehmen des Seehafen- und Logistikdienstleisters BLG LOGISTICS, Deutschland, und der Parekh Group, Indien, und auf Spedition, Distributions-, Lager- und Produktionslogistik spezialisiert. „Die Infrastruktur verbessert sich kontinuierlich“, so der Logistikmanager. Vor allem in den Häfen werde sie, unter anderem durch die Unterstützung privater Betreiber, in hohem Tempo ausgebaut. Die Steuerreform „Goods and Service Tax“ (GST), die zum 1. Juni 2017 eingeführt wurde, bezeichnet er in diesem Zusammenhang als Meilenstein: „Die GST hat die Abgabenverordnung erheblich vereinfacht und damit den Warenverkehr merklich verändert.“ Seit der Reform wird die Ware im ganzen Land einheitlich besteuert. Verzögerungen durch überlastete Zollstellen und überflüssige Schreibarbeit gehören damit der Vergangenheit an. „Jetzt braucht ein Lkw nur noch drei bis vier Tage für die fast 2.100 Kilometer lange Strecke von Chennai nach Delhi statt sechs bis sieben Tage. Damit hat sich die Umschlagszeit für die Lkw-Bewegung um 20 Prozent verkürzt“, zeigt Devulapalli exemplarisch auf.
Darüber hinaus hat er eine Konsolidierung von Lagerhäusern und großen Logistikzentren, insbesondere in den Segmenten Konsumgüter, Elektronik, Auto und Pharmazie, ausgemacht. Hier seien in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Lagerhäuser gebaut worden, deren Baustandards mit denen in Europa vergleichbar seien. Ebenso habe sich auf den Straßen und Autobahnen viel getan. Trotzdem gibt es für ihn noch einige Aspekte, die gezielt angegangen werden müssten. Entwicklungsmöglichkeiten sieht Devulapalli beispielsweise bei den Binnenwasserstraßen: „Sie verfügen über ein hervorragendes Potenzial, das in den nächsten acht bis zehn Jahren sicherlich noch umfassender genutzt werden wird.“
Hoffnung trotz Corona und Verzögerungen
In den nächsten sechs bis zwölf Monaten sieht Alex von GTAI die Corona-Pandemie als die größte Herausforderung für Indien – sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich. „Es geht zunächst darum, das Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten und zu verhindern, dass Millionen Menschen in Armut abrutschen. Gleichzeitig muss Indien so schnell wie möglich seine Konjunktur wieder zum Laufen bringen“, so Alex. „Ich gehe davon aus, dass sich viele der genannten Infrastrukturprojekte wegen der Corona-Pandemie um mindestens sechs bis zwölf Monate verzögern werden. Aber auch ohne diese Krise war der Ausbau der Häfen und multimodaler Logistikzentren schon durch Verzögerungen gekennzeichnet.“ Als Folge der Pandemie dürften aber viele internationale Konzerne seiner Meinung nach ihre Lieferketten überprüfen und gegebenenfalls zukünftig stärker diversifizieren. „Indien hofft, von diesem Schritt durch mehr lokale Produktion und eine engere Einbindung in globale Lieferketten profitieren oder gar neue Investoren auf den Subkontinent locken zu können“, prognostiziert Alex.
Auch Prashar rührt, trotz oder gerade wegen der Corona-Pandemie, kräftig die Werbetrommel für eine Forcierung der deutsch-indischen Aktivitäten: „Die Weltordnung befindet sich in ständiger Entwicklung. Deshalb sollte die enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern weiter gefördert werden, damit sie die Stärken des jeweils anderen nutzen können. Mit Indien können Deutschland und die Welt in den kommenden Jahren auf einen robusten, stabilen und technologisch ausgerüsteten Partner zählen.“ (bre)
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Die indischen Häfen tragen bereits maßgeblich dazu bei, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Landes steigt. Mit weiteren Reformen will die Regierung diesen Prozess nun zusätzlich beschleunigen.
Bremen und Niedersachsen bestätigen Deutschland-Trend
Der bilaterale Handel zwischen Deutschland und Indien hatte im Jahr 2019 ein Volumen von 21,3 Milliarden Euro. Dabei standen den deutschen Ausfuhren im Wert von 11,9 Milliarden Euro Einfuhren aus Indien im Wert von 9,4 Milliarden Euro gegenüber. Indien belegt damit in der Rangfolge der Außenhandelspartner der Bundesrepublik bei den Exporten Platz 23 und bei den Importen Platz 27 – ein Trend, der auch in Bremen und Niedersachsen widerspiegelt. Er zeigt: Indien ist zwar ein wichtiger Handelspartner, spielt aber noch lange nicht in einer Liga mit den USA, China, Frankreich oder den Niederlanden.
In Bremen reicht es für die Top 40
Zurzeit haben rund 40 Bremer Unternehmen einen Auslandsvertreter oder eine Niederlassung in Indien. Darunter sind viele Speditionen und Logistiker, aber auch produzierende Firmen der Maschinen- und Anlagentechnik sowie der Forschung und Entwicklung. Insgesamt pflegen nach Auskunft der Handelskammer Bremen 114 Unternehmen aus der Hansestadt regelmäßig Import- und Export-Beziehungen mit Indien. Damit steht der Staat in Südasien an der 37. Stelle der wichtigsten Außenhandelspartner des Landes Bremen, wobei die gehandelten Waren 2019 einem Einfuhrwert von rund 103 Millionen Euro und einem Ausfuhrwert von rund 129 Millionen Euro entsprachen. Die wichtigsten Einfuhrgüter aus Indien waren Lebensmittel – Kaffee, Obst, Fische/Krebstiere –, aber auch Textilien (inklusive Schuhe) und diverse Artikel der Fahrzeugbranche. Zu den gefragtesten Ausfuhrgütern zählten Waren für Fahrgestelle und Motoren sowie Mess- und Steuerungstechnik und elektrotechnische Güter.
„Indien ist kein einfacher Markt. Der dortige Binnenmarkt ist sehr groß, daher sind die indischen Unternehmen weniger stark auf ausländische Partner und Produkte angewiesen“, erläutert Anja Markmann, Referentin International bei der Handelskammer Bremen. Zudem sei die Etablierung deutscher Unternehmen in Indien schwierig und scheitere oft an bürokratischen Hürden oder bei der Suche nach einem geeigneten und zuverlässigen Partner vor Ort. Schwierig sei außerdem die hohe Fluktuation bei den Mitarbeitern in Indien.
In Niedersachsen unter den Top 30
Ähnlich wie in Bremen ist Indien auch in Niedersachsen nicht unter den führenden Handelspartnern zu finden. So rangierte das Land nach Informationen des Landesamts für Statistik Niedersachsen von Januar bis Juli 2020 bei den wichtigsten Einfuhrländern auf Rang 27 und bei den Bestimmungsländern auf Rang 35. In diesem Zeitraum hatten die eingeführten Waren einen Wert von 430 Millionen Euro und die exportierten Waren einen Wert von über 203 Millionen Euro.
Im gesamten Kalenderjahr 2019 beliefen sich die vergleichbaren Werte auf 885 Millionen Euro (eingeführte Waren) und 455 Millionen Euro (ausgeführte Waren), womit Indien insgesamt Platz 28 bei den wichtigsten Außenhandelspartnern Niedersachsens belegte. Auf der Importseite dominierten vor allem Kautschukwaren und Schuhe sowie Bekleidung und Mineralölerzeugnisse. Im Gegenzug erhielten die Inder aus Niedersachsen insbesondere Maschinen (unter anderem für die Be- und Verarbeitung von Kautschuk), Kunststoffe sowie Fahrgestelle, Karosserien und Motoren. (bre)
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar suchten Anfang des Jahres in Berlin nach Wegen, die deutsch-indischen Handelsbeziehungen weiter zu intensivieren.
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„Die EU und Indien könnten sich gut ergänzen“
Interview mit Melanie Vogelbach, Bereichsleiterin Internationale Wirtschaftspolitik und Außenwirtschaftsrecht im Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK)
LOGISTICS PILOT: Wie haben sich die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Indien aus Ihrer Sicht in den vergangenen Jahren entwickelt?
Melanie Vogelbach: Sie haben deutlich an Dynamik und Intensität gewonnen. Indien gilt heute als eine der am schnellsten wachsenden großen Volkswirtschaften der Welt und bietet deutschen Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten. Deutschland ist derzeit Indiens wichtigster Handelspartner in Europa und unter Indiens wichtigsten zehn Handelspartnern. Der bilaterale Handel hatte 2019 ein Volumen von 21,3 Milliarden Euro, gut fünf Prozent mehr als im Vorjahr.
Welchen Stellenwert hat der Standort Indien für deutsche Unternehmen?
In Indien sind rund 630 deutsche Unternehmen mit Niederlassungen vertreten, die 339.000 Mitarbeiter beschäftigen und gemeinsam einen Jahresumsatz von 36,7 Millionen Euro generieren. Laut IWF-Vorhersage wird das indische BIP 2020 um 10,3 Prozent schrumpfen, dafür aber 2021 wieder um 8,8 Prozent wachsen. Damit bleibt Indien für deutsche Unternehmen ein wichtiger und dynamischer Wachstumsmarkt. Für sie relevant sind zudem Fragen des Wissenschaftsaustauschs und der Einwanderung von Fachkräften, bei der Indien in Deutschland führend ist. Der generell positiven Entwicklung zum Trotz berichten deutsche Firmen vor Ort häufig über Investitions- und Handelshemmnisse. Für Indien steht derzeit eine Neupositionierung seiner Handelsstrategie an: Das weltweite Decoupling, also die geoökonomische Entkopplung von Lieferketten, beschleunigt sich durch die Corona-Krise.
Wäre ein Freihandelsabkommen ein guter nächster Schritt?
Ein Freihandelsabkommen der EU mit Indien könnte viele Handelshemmnisse beseitigen und damit Rechtssicherheit für Unternehmen auf beiden Seiten schaffen. Die im Jahr 2007 begonnenen Verhandlungen der EU mit Indien sind allerdings seit 2012 festgefahren. Neue Impulse für den Verhandlungsprozess könnten aus Deutschland kommen: Im September 2020 hat die Bundesregierung das Bekenntnis für ein Handelsabkommen mit Indien in ihre „Indo-Pazifik-Leitlinien“ aufgenommen. Eine verstärkte Kooperation böte vielfältige Chancen. Gerade in Zukunftsbereichen wie der digitalen Ökonomie könnten sich die EU mit ihren hohen Standards für Daten- und Produktsicherheit und Indien mit seiner jungen, technikaffinen Bevölkerung gut ergänzen.