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Der, der den Hafen fährt

Statt als Kapitän bei Hapag-Lloyd Containerschiffe zu steuern, lenkt Stephan Berger seit Mai dieses Jahres die Geschicke der Häfen in Bremen und Bremerhaven. Als Leiter des Hansestadt Bremischen Hafenamts ist er der Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Andreas Mai.

Fotos: Claudia Behrend

Ganz schön bürokratisch klingt die Tätigkeitsbeschreibung in der Amtssprache: „Der Hafenkapitän kümmert sich um die Schiffslenkung im Hafenbereich, die Hafensicherheit und die Zulassung von Serviceanbietern zu sicherheitsrelevanten Dienstleistungen.“ Bei Stephan Berger ist die Sorge vor zu viel Behördendeutsch allerdings unbegründet. Schließlich war das Berufsleben des neuen Hafenkapitäns und Leiters des Hansestadt Bremischen Hafenamts (HBH) bisher überwiegend durch nautische Aufgaben geprägt, und das ist ihm auch durchaus bewusst. „In die Verwaltungsthemen arbeite ich mich immer noch weiter ein“, schmunzelt der 40-Jährige.

Das wiederum ist natürlich untertrieben: Der ehemalige Kapitän bei der Reederei Hapag-Lloyd hat sich nach den ersten Monaten nicht nur in die verwaltungsrechtlichen Aspekte schnell eingearbeitet, sondern kann auch, ohne ins Stocken zu geraten, die vielen Aufgabenbereiche und Kompetenzen seines Jobs strukturiert und verständlich darstellen. Wobei die Bezeichnung „der“ Job eigentlich nicht ganz korrekt ist. Genau genommen habe er nämlich vier: nautischer Referent, Amtsleiter des Hafenamts sowie Hafenkapitän für Bremer-haven und Bremen. Das klinge aber komplizierter, als es ist, und sei auch nicht immer hundertprozentig genau zu trennen: „Vereinfacht gesagt, koordiniere und organisiere ich den Betrieb der bremischen Häfen“, beschreibt Berger seinen Job selbst. Im Wesentlichen sind es drei Unterbereiche, für die er verantwortlich ist: den Hafenbetrieb, die Hafensicherheit und Verwaltungsaufgaben.

Hafenbetrieb

Eine der Hauptaufgaben ist die Sicherstellung des Hafenbetriebs: „Ich bin verantwortlich für die Herstellung der Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs in den Häfen“, erläutert der Hafenkapitän. Hierzu zähle die Erstellung des Verkehrsablaufplans für die Schleusen sowie deren Planung und Überwachung, wofür das HBH eng mit bremenports zusammenarbeitet. „Hier haben wir mit der Umsetzung der digitalen Steuerung der Schleusen, die die Schleusenwärter bei ihrer Arbeit unterstützt, bereits einen großen Schritt gemacht“, freut sich Berger.

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Fakten

Hansestadt Bremisches Hafenamt (HBH)

Aufgaben: Leitungs-organ des Hafens
Amtsleiter und Hafenkapitän: Stephan Berger
Standorte: Bremen und Bremerhaven
Mitarbeiter: 80

Weitere Informationen:

Abwechslung garantiert: Ob im Industriehafen, im Holzhafen, im Neustädter Hafen oder in Bremerhaven – Hafenkapitän Berger hat die vielen Facetten der bremischen Häfen mit ihren unterschiedlichen Anforderungen, Herausforderungen und ihrem Potenzial stets im Blick.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Über-wachung der Schiffsbewegungen wie die Vergabe von Liegeplätzen, bei der insbesondere der Tiefgang beachtet werden muss. „Mit dem Projekt ‚digitale Weser‘ wollen wir ähnlich wie das Hamburg Vessel Coordination Center auch in Bremen und in Bremerhaven künftig das Konzept von Just-in-time-Arrivals, kurz JIT, umsetzen“, berichtet der Hafenkapitän. Dabei entscheide die Terminalverfügbarkeit darüber, welche die für das Schiff optimale Betriebsgeschwindigkeit bis zum Lotseneinstiegsort ist. Zudem werde derzeit ein neues Hafenentwicklungskonzept für die bremischen Häfen erarbeitet, das die Grundlagen für die künftige Hafen-entwicklung legen soll. Auch hieran ist Berger beteiligt.


Bereits umgesetzt hat der neue Hafenkapitän ein erstes IT-Projekt: die Optimierung der Bereitstellung der AIS-Daten von Schiffen. Anhand des Automatic Identification Systems (AIS) erfolgt der Austausch von Navigations- und anderer für die Sicherheit und Lenkung des Schiffsverkehrs relevanter Daten per Funk. „Früher haben wir diese Schiffsdaten in Rohform erhalten, sodass sie für uns letztlich nicht nutzbar waren“, so Berger. „Jetzt bekommen wir die Daten rund um die Uhr aktualisiert und visualisiert auf Seekarten, was uns einen schnellen Überblick über den Schiffsverkehr in und um die bremischen Häfen ermöglicht.“


Nicht zuletzt gehören zum Hafenbetrieb auch die Schlepper und die Lotsen. Für die Zulassung der Seeschifffahrts-assistenzunternehmen, wie sie wirtschaftsverwaltungsrechtlich korrekt bezeichnet werden, ist in Bremerhaven wie Bremen ebenfalls das HBH als neutrale Behörde zuständig. Zudem ist sie als Landesbehörde auch die Aufsichtsbehörde für die Hafenlotsen – im Unterschied zu den Weserlotsen, die im Bremer Hafen, auf der Weser, der Jade und für das vorgelagerte Seegebiet zuständig sind und dem Bund unterstehen. „Werden neue Hafenlotsen bestallt, also zugelassen, bin ich einer der Prüfer“, erzählt Berger.

Hafensicherheit

Wie in allen Seehäfen weltweit gilt seit den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001 auch in Bremen und Bremerhaven der International Ship and Port Facility Security Code (ISPS-Code), dessen Einhaltung dem HBH obliegt: „Wir kümmern uns um die Auditierung der Hafenunternehmen und schreiben den Gefahrenabwehrplan für den Gesamthafen, wobei wir wiederum von der Küstenwache auditiert werden“, erläutert der Hafenkapitän.


Zudem muss das HBH zu jeder Zeit auskunftsfähig sein, welches Gefahrgut sich wo und in welcher Menge im Hafen befindet. „Von den Terminalbetreibern erhalten wir dazu über das Hafeninformationssystem ‚BrePos‘ die Containernummern und die Gefahrenklasse“, erläutert Berger. „Stichprobenartig kontrollieren wir dann, ob die Container sicher gepackt und korrekt gekennzeichnet werden.“ Auch, wenn dem Zoll bei seiner Arbeit etwas auffällt, wird das Hafenamt sofort informiert.
Weitere wichtige Verantwortungsbereiche von Berger sind Arbeitssicherheit und Umweltschutz. „Wir sind auch auf den Terminals inklusive der Schuppen, zum Beispiel im Holzhafen, Industriehafen und Neustädter Hafen, zuständig und kontrollieren unter anderem die sicheren Zugänge zum Schiff“, erläutert Berger. „In Verdachtsfällen nehmen wir mit Blick auf die Einhaltung des Schwefellimits Kraftstoffproben und haben dafür in Bremerhaven ein Testgerät.“ Die Berufsgenossenschaft Verkehr (BG-Verkehr) und die Wasserschutzpolizei bringen daher ihre Proben ebenfalls zum Testgerät des HBH.

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Mit der von bremenports gecharterten Barkasse „Hafenamt I“ ist der Hafenkapitän im Bremer Hafengebiet im Einsatz.

Verwaltungsaufgaben

Als dritten Aufgabenbereich kümmert sich der Hafenkapitän um die Verwaltung. Wichtige Schwerpunkte in den kommenden Jahren werden hier für Berger neben der Digitalisierung auch der Umwelt- und Klimaschutz sein. „Das Containerterminal in Bremerhaven soll bis 2030 klima-neutral betrieben werden, das ist natürlich eine spannende Zeit gerade“, betont er. Dabei steht beim Hafenkapitän beispielsweise die Versor-gung von Schiffen mit Landstrom im Rahmen der Greenports-Initiative ganz oben auf der Agenda: „Sechs Land-stromanlagen für Binnenschiffe gibt es bereits“, betont er, „und es sollen bald mehr werden.“ An welchen Standorten und für welche Schiffstypen – das stimmt Berger gegenwärtig mit bremenports-Geschäftsführer Robert Howe ab: „Die ersten Anlagen werden am Containerterminal errichtet. Dann Thema Kreuzfahrt kann mit dem Bau der Columbuskaje angegangen werden“, sagt der Hafenkapitän. Und auch das HBH selbst will grüner werden. So ist etwa geplant, die von bremenports gecharterten Barkassen im ersten Schritt auf den alternativen synthetischen Dieselkraftstoff GTL (gas-to-liquids fuel) und die Pkws auf Elektroantrieb umzustellen. Neubauten werden alternative Antriebe wie Brennstoffzellen bekommen. Rückblickend auf die vergangenen sechs Monate sei es für Berger in der Einarbeitung zunächst hauptsächlich darum gegangen, die verschiedenen Akteure erst einmal kennen-zulernen. Denn nicht zuletzt aufgrund der in einem Stadtstaat engen Verzahnung von kommunaler und Landesverwaltung sei das manchmal gar nicht so einfach: „Anfangs konnte ich nicht immer einordnen, wo ich mit dem Hafenamt stehe und mit wem ich reden muss, damit ich das bekomme, was ich erreichen möchte.“ Was er nicht erwartet habe, sei die politische Nähe zur Senatorin für Wissenschaft und Häfen: „Ich sitze zum Beispiel im Hafenausschuss und mache dadurch gemeinsam mit der Senatorin Hafenpolitik. Hier für eine politisch neutrale Behörde bei der Gestaltung des rechtlichen Rahmens mitwirken zu können, bringt natürlich großen Spaß.“ (cb)

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